Ich ärgere mich maßlos über das Spiegel-Special – Wir Krisenkinder. Eigentlich ärger ich mich eher darüber, dass ich das für 6,80 Euro gekauft habe und feststellen musste, dass ein Drittel der Texte mit gleichen Wortlaut bereits im normalen Spiegel und in der NEON zu lesen waren.
Aber da darf man sich nicht wundern. Ist zurzeit eh das aller liebste Thema der Medien: Wir erklären der Nuller-Generation wie sie ist und wie sie zu sein hat und das in allen Facetten, die das Schubladendenken so zu bieten hat. Wir sind Egoschweine ohne Identität, die für nichts mehr auf die Straße gehen. Wir sind Webfuzzis mit weißen Stöpseln in den Ohren, die irgendwas mit Medien machen. Wir wollen gut Geld verdienen, Weltreisen machen und gleichzeitig umgeben von teuren Möbeln stilsicher verranzt in deutschen In-Vierteln wohnen. Und wir wissen so gar nicht was das Leben bringen wird. Schön.
Mehr gibt’s dazu nicht zu sagen. Es wundert deshalb nicht, dass den Redakteuren irgendwann die Texte dazu ausgehen. Aber es muss ja auf Teufel komm raus ausgereizt werden! Nur wen kümmert das? Ich erinnere mich an keine Generation, die mehr Zeit damit verbracht hat, sich darüber Gedanken zu machen, was sie verändern könnten als wirklich etwas zu verändern. Ein Teil der 68er ist auf die Straße gegangen und hat sich mit Wasserwerfern beschießen oder vermöbeln lassen. 1848 haben das schon mal welche gemacht und auch einiges gerissen. Ok ohne Wasserwerfer. Heute gibt’s Menschen, die auch für irgendwas einstehen. Einige engagieren sich bei Greenpeace, andere wollen die Monarchie zurück und gründen dafür Vereine. Das ist seltsam aber okay. Immerhin etwas. Darüber könnte man doch mal schreiben.
Stattdessen wird immer nur darüber berichtet, dass wir ziemliche Faulpelze sind. Ja, die meisten zwischen 20 und 35 sind hauptsächlich mit sich selbst beschäftigt. Ja, wir wissen fast alle nicht, was Sache ist. Und ja, es gibt viele viele, die so unglaublich individualistisch sind, dass sie gar nicht merken, dass alle anderen in exakt den gleichen Klamotten rumlaufen, die gleiche Musik hören und den gleichen beschissenen Job als Freie in der Agentur XY haben.
Ich will interessante Specials. Über junge Menschen, die Dinge tun, die ich noch nicht kenne. Unser Genereation geht es verdammt gut. Wir tendieren nur dazu, permanent zu jammern. So wie ich. 6,80 Euro für so einen Mist! Naja, das Cover war gülden. Immerhin.
11 comments
Chuckstragende, Pseudo-Style-Besessene Gschaftler, deren Horizont da endet, wo Anstrengung anfängt. Oberflächlich, unfähig, mental träge, ohne diskussionskultur und Ideale.
Immer auf der Suche nach dem Sarkastischen Umgang mit der Welt „Ich mein das garnciht so, ich blödel da nur rum“, aber dennoch knietief in Cliches verwurzelt.
Leider muss man den Spiegelleiuten damit durchaus recht geben – die aber selber nicht besser sind, sondern einfach nur älter. die vielbeschworene 68 war nur ein Prozentsatz, und was sich heute als Meinungsmacher mit Deutungshoheit aufspielt, war größtenteils nur Moralisch dabei, aber „hatte da grad was anderes zu tun“ – das duckmäusertum der schmallippigen Moralprexdiger, die gerne auf Ihrem Seifenkistchen über die Jugend schimpfen.
„Chuckstragende, Pseudo-Style-Besessene Gschaftler, deren Horizont da endet, wo Anstrengung anfängt. Oberflächlich, unfähig, mental träge, ohne diskussionskultur und Ideale.“
ja…..ist leider so zum größten teil.
naja, ist halt ne ziemlich langweilige generation. aber vielleicht wird die „generation krisenkinder“ ja besser.
aber das sollen doch wir sein! sagt zumindest der spiegel. 😉 und ja alle ziemlich fad. schließ mich da gar nicht aus… so als chucksträger. gooood dammit!
Ich mochte das Heft. Fand es sogar ganz toll. Eines der wenigen Hefte, das ich beiseite legen werde und Freunden empfohlen habe. Hab auch Neon abonniert, aber das mag ich immer weniger, und hab sowas in Neon nie gelesen. Für mich war das echt neu und stark und vielfach wahr. Hab es auch nicht so empfunden, dass wir gebasht werden, ich mochte gerade, dass der Haupttext aus einer Wir-Perspektive geschrieben war von Leuten meiner Generation, und es schien mir, als seien sie hin- und hergerissen dazwischen, unsere Generation toll zu finden und daran zu verzweifeln. Hat mich irgendwie bewegt.
Fand viele der Artikel im Heft super. Zum Beispiel den über die Weltreise oder den über die Oma, die sterben will. Und über diese Fragen ohne Antworten am Anfang hab ich mich amüsiert, weil darin wiedererkannt. Interessant, dass du es so komplett anders empfunden hast, ich kaufe nie Spiegel, aber bin sehr froh, dass ich mir den gekauft hab.
das ist es ja gerade! es wurde von leuten aus underer generation geschrieben, die ein klischee leben. ich kenne viele, die eben das komplette gegenteil vom dem sind, was da dargestellt wird. ich fand die weltreise geschichte zwar nett zu lesen aber auch unterträglich. eine 19-jährigen (vermute ich, weil gerade abi gemacht) verfasst einen solchen text für den spiegel, der a) rund geschrieben ist b) wenn man das mal tiefer wirken lässt, nicht der gefühlswelt einer abiturientin entspricht, sondern sehr viel reifer ist und c) verdammt gute fotos hat, die einfach nicht nur schnappschüsse sind. wen wollen die verarschen?? d.h. (und ich hab den mist 4 jahre studiert) das ist nicht einfach die geschichte einer reise auf dem hippie-trail von einer, die nach sich selbst sucht und zufällig großes schreibtalent hat. das ist eine auftragsarbeit. „geh n jahr auf reise, tu so als wärst du völlig unbedarft und schreib was nettes.“. wahrscheinlich noch mit entsprechenden beziehungen zur redakton dahinter. so läufts. waaaah gott wie mich das alles aufregt. verlogene branche. hölle.
und zu dem, das ich das in der neon schon gelesen hab. stimmt nicht, geb ich zu. die texte von seite 14 ff. und seite 2 ff. haben alle exakt so schon in einer ausgabe des spiegel von ende juni gestanden. verwurstetes zeug. naaa nix für ungut, aber sows nervt mich einfach. wenn shon n teures special, dann bitte exklusiv. und abgesehen davon: das ganze layout von dem ding ist von der neon abgeschaut. fad. und das gewaltig.
Hm…. habs nicht gelesen, habe aber auch das Gefühl es nicht lesen zu müssen, da dieses Thema eben ständig und überall bequatscht und beschrieben wird…
Ich trage Chucks, leidenschaftlich. Habe aber nicht vor die Welt zu umreisen. Muss auch nicht viel Geld verdienen und Karriere machen, sondern will nur nen Job mit dem ich „normal“ leben kann.
Eine Generation die sich gegen nichts auflehnt und nur meckert? Wogegen sollen wir uns denn noch auflehnen? Und wer meckert denn über was? Zahnversicherungen? Sorry, aber uns deutschen gehts so gut. Und (ich kann nur für mich sprechen) wenn ich mal am meckern bin, dann auch wirklich Dinge die mich betreffen. Nicht weil ich nur an mich denke, sondern weil alles andere für mich nciht meckernswert ist. Weils mir gut geht. Wer hier in diesem Land noch irgendwas zu motzen hat, kann sich schon direkt in mancher europäischen Nachbarschaft umschauen, wos noch merkwürdiger läuft.
Thema Chucks tragende Menschen mit weißen Stöpseln in den Ohren: iPod taugen nix, so viel erstmal dazu 😀 Aber in den 70ern liefen sie alle mit Schlaghosen rum, in den 80ern mit Adidas und Walkmens und in den 90ern warens Buffalos und Discmens… Im ernst, jede Generation hatte ihren „Mainstream-Style“… mich nervts ja so arg dieses dumme Klongelaber.
Bin zwar jetzt irgendwie vom Thema abgeschweift, aber: dumme Diskussion.
Ja! Danke! Aber sag das mal den Zeitungsfuzzis, die sowas immer immer immer wieder an die Oberfläche zerren.
Aber es wurde doch gar nicht wirklich kritisiert, dass wir uns gegen nichts auflehnen! Hab das nicht als Vorwurf aufgefasst. Dass wir eben so sind, dass wir eben „nur einen normalen Job wollen“, wie Lange+Weile schreibt, das stand doch in dem Heft drin, und es war durchaus positiv, kein Bashing. War einfach eine interessante Darstellung unserer Generation, spannende Artikel zu verschiedenen Themen drin. Das mit den iPod-Kopfhörern und den Chucks habe ich als ironisch empfunden, als nicht ganz ernst gemeint.
Hm, also die Autorin des Weltreiseartikels war 22, und ich kenne mich in dieser Branche nicht aus, aber ich kann mir nicht vorstellen, dass eine Zeitschrift ein Mädchen ein Jahr lang auf Weltreise schickt, das wäre schon ein wenig teuer… Wenn die schreiben kann und Fotos schießen kann, würde ich daraus jetzt noch keine Verschwörungstheorie konstruieren.
Ich bleib dabei, ich finde es ein tolles Heft, und in meinem Freundeskreis haben es mittlerweile fast alle gelesen, und es hat echt für guten Gesprächsstoff gesorgt…
ja jedem seine meinung. gar kein ding. ich hab das heft als einzig großes klischee empfunden. einfallslos und festgefahren in einer idee von einer generation, die lang nicht auf alle zutrifft.
nun gut. somit sei das auch durchdiskutiert *g
Generationenideen kann man sowieso nie auf die große Mehrheit übertragen – nur weil Menschen aus einem bestimmten Jahrgangszeitfenster entspringen, bedeutet das noch lange nicht, dass wir als Generation alle als gleichgeschaltete Zombies in Chucks mit iPod-Stöpseln im Ohr herumlaufen 🙂
Ich fand das Special schön zu lesen. Ein bisschen arg Neon-stilistisch aufgemacht, auf jeden Fall! Aber abwechslunsgreicher und durchdachter als die Wir-sind-so-dermaßen-arg-cool-Neon-Hefte. Dass ein Teil der Beiträge schon so im Spiegel zu lesen waren, hat mich aufgeregt, aber nicht verwundert. Wenn die ihre Beiträge 1:1 auf SpOn veröffentlichen, so wie sie im Heft stehen, dann machen die lieben Spiegelaner das natürlich auch im Special.
Was das Lebensgefühl angeht: Ich bin ein Krisenkind. Was den Weg durch dieses Lebensgefühl angeht: Fuck you all 😉 Was das Special angeht: Ich hab 6,80 schon schlechter angelegt…
jaaa ich hab schon diverse Male in verschiedenen deutschen Kantinen gegessen. somit hab ich irgendwelche 6,80 auch schon schlechter angelegt 😛
ach bin doch ein rechter griesgram 😉