Im November 2007 war so ein Wetter wie heute: 25 Grad, vielleicht ein bisschen wärmer und es hat in Ströhmen geregnet. So sehr, dass man irgendwann nicht mehr unterscheiden konnte, wo der Bürgersteig aufhört und der Asphalt anfängt. Und die Bürgersteige in Buenos Aires sind verdammt hoch.

Das Wasser ströhmte als ein einziger brauner Sturzbach durch die Straßen. Die Reifen der gelb-schwarzen Taxis waren kaum mehr zu sehen. Irgendwann waren unsere Schuhe durchgeweicht und uns blieb nur, barfuß durch die Stadt zu laufen. Irgendwann haben wir auch das aufgeben und uns zu den anderen Leuten in einen Hauseingang zu einem Kiosk gestellt.

Alle redeten. Über das Wetter, das hier am Rio de la Plata um diese Jahreszeit immer so ist. Über das, was sie jetzt eigentlich erledigen müssten und darüber, dass es doch egal ist. Ich habe nicht viel von den Gesprächen verstanden. Mein Großvater hat für mich Bruchstücke übersetzt. Was ich aber auch ohne Hilfe verstand, war, dass keiner wirklich gestresst war. Es regnet. Ist halt so.

Ich war in den vergangenen 24 jahren vielleicht fünf oder sechs mal in dieser Stadt, immer nur für kurze Zeit. An diesen Tag erinnere ich mich besonders gerne zurück. Jedes mal, wenn es im Sommer in Deutschland regnet, wenn der Himmel grau ist und die Luft stickig, bekomme ich unglaubliches Fernweh. Ich habe dann richtige körperliche Schmerzen, einen flauen Magen und einen Kloß im Hals. Mir kommen sogar die Tränen.

Fernweh fühlt sich anders an. Das ist Heimweh. Noch 75 Tage.