Sobald es fad wird, sich Langeweile einstellt, höre ich auf. Ich höre auf, mich bei Menschen zu melden, die mich langweilen. Ich höre einfach auf zuzuhören, wenn nichts Interessantes rüber kommt. Wie damals im PoWi-Unterricht der zwölften Klasse. Irgendwann wurden die Vorträge über Keynesianismus und soziale Marktwirtschaft und weiß der Teufel ziemlich langweilig und ich habe einfach aufgehört, mich daran zu beteiligen. Einmal, so erinnere ich mich vage, bin ich auch vor lauter Langeweile in der letzten Bank eingeschlafen. Hab dann den Bus verpasst.In der Schule ist man noch ziemlich jung und ziemlich dumm und macht sich da noch keine Gedanken darüber, was man da eigentlich lernt und für was das später mal gut sein könnte. Vieles, wie Integralrechnung, brauch wirklich kein Schwein (also ich nicht), aber zumindest in Wirtschaft hätte sich Zuhören echt gelohnt. Dann müsste ich mich jetzt nicht wochenlang in ein Thema einlesen, bei dem sich nach jedem Satz ein neues Türchen zu noch mehr konfusem Zeug öffnet.Kurz: Das angebrochene Semester steht unter der Flagge Wirtschaftsjournalismus und ich hab sowas von keine Ahnung. Ich tu zwar jeden Tag so, als läse ich den Wirtschaftsteil. Dabei überfliege ich nur die Überschriften und schau mir die Bilder an. Feiner, angehender Journalist, der ich bin, click ich mich alibimäßig noch durch Wirtschaftsressort von spiegel-online. Gleiches Spiel: Überschriften und Bildchen scannen. Informationswert: kleiner/gleich Null.Das ging ganz gut so die letzten Semester. Alle anderen Ressorts werden ja brav konsumiert (außer Sport). Aber jetzt ziehen ziemlich dunkle Wolken am sonst sehr blauen Studiengangs-Himmel auf.Ich fange gerade bei den Grundlagen an. Was Keynesianismus, Monetarismus und Liberalismus ist, weiß ich zumindest schon Mal. Bis ich verstehe, was es mit der US-Finanzkrise auf sich hat, was so besonders daran ist, dass der Gold-Preis über 1000 Dollar klettert und was das für auswirkungen auf den DAX hat, brauchts noch eine ganze Weile.Nur eins hab ich schnell kapiert: Lohnt sich gerade richtig, T-Shirts in den USA zu bestellen.Nachhilfestunden sind sehr willkommen.
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Keynesianismus und Monetarismus kenne ich jetzt auch nicht von selbst, sondern nur vom Hörensagen, braucht man aber Gottseidank auch nicht, um die täglichen Wirtschaftsnachrichten zu verstehen, denke ich. Also ich schaff das zumindest ohne allzu weitreichendes Fachvokabular.
Und da ich nach zwei Semestern mein Wirtschaftswissenschaftsstudium abgebrochen habe, um ebenfalls ins journalistische Fach zu wechseln, lässt bestimmt auch an meinen Nachhilfequalitäten zweifeln…
nun. die geld-beilagen in der SZ sind wirklich gut. vor allem die portraits. ansonsten kapiert man bei zeit-wirtschafts-artikeln auch als laie einiges. davon abgesehen kannst du auf folgende autoren achten bzw. dir mal ein paar texte von ihnen raussuchen: wolfgang uchatius (zeit), marc brost (zeit), robert von heusinger (frankfurter rundschau). bei letzterem besonders die kommentare. ansonsten kannst du noch durch den zeit-bildungskanon (überhaupt das geilste, was seit jahren in der presse war) stöbern. falls du den nicht kennst: das ist ne zeit-serie über ca. 50 wochen. jede seite zweite seiten im wissen zu einem welt-thema – geschrieben von einem ort, wo das thema besondere bedeutung hat. zb gab es einen text über globalisierung, die ihre wurzeln in indien hat. gibt auch nen guten artikel über geld (zürich).