Zugegeben, es ist etwas befremdlich für mich, in einem Zimmer zu wohnen, in dem jedes Buch irgendetwas mit Christentum und Glaube zutun hat: „So entstand die Bibel“, „Gottes Saat“ oder „Das Innenleben Jesu“, Teil eins und zwei. („Das Innenleben Jesu – jetzt erst recht“ hab ich in dem Chaos hier noch nicht gefunden)

Eine ehemalige Kollegin war auch mal während ihres Studiums eine Zeit lang in München. Damals wohnte sie in einem katholischen Mädchenpensionat: „Zehn Uhr Sperrstunde, aber die Miete war günstig. Sowas könnte doch auch was für dich sein“ Spontane Reaktion des ersten, dem ich davon erzählt habe: „Keine Woche und die schmeißen dich da hochkant raus!“

So, und jetzt das. Ein bisschen Glaubenspflege kann mir verlottertem Heidenkind nicht schaden. Von daher gar nicht so schlimm, dass sich hier die Moral in den Regalen stapelt und langsam einstaubt.

Was mich aber wirklich fertig macht, ist die Tatsache, dass die Küche vor lauter Schokolade überquillt. Aus jedem Schrank fallen mir säckeweise Schokoriegel entgegen. Die Schubladen sind vollgestopft mit Keksen und irgendwas, das „Deluxe Chocolate Sticks“ heißt. Rafaello-Packungen stehen einfach so aufgerissen auf dem Tisch und wenn ich wollte, könnte ich mich tagelang nur von Mousse-au-Chocolate-Fetigmischungen ernähren. Nur Milch dazu und man kann mich nächste Woche mit dem Kran aus dem Fenster hiefen. Und von den Knusper-Müsli-Flakes mir „Extra viel Schokoraspeln“ will ich erst gar nicht anfangen!

Bei Gott, ich werde mich in den kommenden Wochen unter den strengen Augen Jesu in meinem Zimmer zu benehmen wissen. Aber für die Küche kann ich nichts garantieren.