Wer nachmittags fern sieht ist entweder arbeitslos oder arbeitet beim Fernsehen. Ich gehöre (noch) zu Ersterem (zu Zweiterem im Übrigen in naher Zukunft auch nicht), drück mich dann aber doch erfolgreich vor barbarasalesch’schem Do-it-your-self-Auswanderern sondern schau was Interessantes.

Eben gerade kam auf EinsFestival eine sehr sehenswerte Reportage über meinen Lieblingskolumnisten Axel Hacke*. Den hab ich immer gern gelesen als ich noch Student und nicht erwerbslos war und mir ein Wochenend-Abo der Süddeutschen Zeitung leisten konnte.

Sicher, wer brauch heute noch ein Zeitungsabo. Ich könnte seine Texte auch online lesen aber ich hab keine Lust, meinen Laptop mit auf den Balkon zu nehmen, meine Brille (die ich NUR zum Fernsehen und am Computer brauche!) aufzusetzen und mit Mühe den Mauszeiger zu bewegen, weil ich nämlich auf meinem entspiegelten Bildschirm nichts sehe, wenn sie Sonne drauf scheint. Das stört mein Lesevergnügen immens. Außerdem mag ich Papier.

Wie dem auch sei. „Ein Tag mit Axel Hacke“ war deshalb so interessant, weil ich jetzt weiß, dass der Mann, der immer so lustig über das Leben schreibt, auch privat ein ganz spaßiger Zeitgenosse zu sein scheint. Ist ja nicht immer so. Ich bin auch ein großer Max Goldt-Fan. Dreimal war ich bisher bei seinen Lesungen und gehe immer mit dem Gefühl, dass der privat eher unspaßig ist. Aber das weiß ich natürlich nicht.

Axel Hacke weiß viel Schlaues zu erzählen. Muss man ja als Journalist. Zumindest als gut bezahlter mit hoher Reputation. Er hat in der Sendung bei einem Cappuccino in einem stinknormalen Münchner Café etwas gesagt, das mich zum einen wundert, das ich aber zum andern auch voll unterschreiben kann: „Jeder Autor hat Angst davor, den Computer anzuschalten und die leeren Seiten füllen zu müssen“.

Es wundert mich, weil er (sicher) einen Haufen Geld damit verdient, Leute zu amüsieren und das auch jede Woche aufs neue schafft. Also kein Grund, Angst zu haben. Ich kann es aber unterschreiben, weil es mir genau so geht. Immer diese Gedanken, wenn man mit flauem Gefühl im Magen die Mail an die Redaktion mit den neusten geistigen Ergüssen abschickt: „Was, wenn was nicht stimmt? Will das überhaupt irgendjemand lesen? Hab ich alles richtig gemacht?“ Beschwerden kamen nie. Nun ja, einmal hab ich bei einem Dorffest auf einem Bauernhof in meinem Artikel keine Werbung für die dort vorgestellte, vollautomatische Melkmaschine gemacht. Eine, die die Euter der Kühe scannt und dann genau weiß, wo sie die Saugstutzen zum melken ansetzen muss. Der betreffende Bauer hat sich deshalb bei meinem Chefredakteur beschwert, woraufhin dieser mich angerufen hat und wissen wollte, was da los war. Wir haben viel gelacht.

Axel Hacke hat also auch Angst vorm Schreiben. Wundervoll. Ob Axel Hacke schon immer Angst vorm Schreiben hatte? Auch mit Mitte 20, als er sicher voller Elan und Tatendrang als Jungredakteur bei der Süddeutschen anfing? Darf man am Anfang seiner Karriere überhaupt Angst haben? Oder ist das erst okay, wenn man eh alles erreicht hat. Oder ist Angst gerade dann überflüssig, weil man ja eh weiß, dass man gut ist.

Am Schluss der Sendung, als man Axel Hacke bei einer Lesung auf der Bühne sah, erklärte er dem Publikum, dass die Veranstaltung gefilmt würde – aus therapeutischen Gründen zur Steigerung seines Selbstbewusstseins. Vielleicht sollte ich mal bei der ARD anfragen und um einen Beitrag über meine Person bitten. Nur: Interessiert das überhaupt jemanden?

* Bild 3. Und die Mediathek der ARD sollte vielleicht nochmal überarbitet werden, sonst hätte ich an dieser Stelle einfang auf die Sendung verlinkt.