Ganz ehrlich: Diese Pxlpark-Zimtstern-Snowboard-Nintendo64-NEON-Styler gehen mir gewaltig auf die Nerven. Man ist regelrechte eingekesselt von Menschen, die diesen vermeintlichen 2000er Zeitgeist in sich aufgesogen haben. Fleischgewordene Eboy-Sneaker, die am liebsten Typographie-Quartett spielen zu alten Gameboy-Sounds abgehen.
Ja ich kenne solche Leute, mit einem davon war ich auch mal lange lange zusammen. Wenn sie es nicht übertreiben, können die echt nett sein. Dann kann man schon mal darüber hinwegsehen, dass der Grafikdesigner-Freund sich stilisierte Blitze auf den Arm tätowieren lässt und 163 T-Shirts in der gleichen Farbe (aber mit anderem Aufdruck!!!) im Schrank hat. Das ist ok. Irgendwie steht man ja auch drauf. Und man weiß, dass das maximal 15 Jahre so geht und dann ist auch mal wieder gut mit Web-Agentur und dem Traum von der Le-Corbusier-Küchenzeile. Erwachsen werden und so.
Es geht aber auch anders. Die richtig fies militanten Styler leiten mit 41 Marketing-Agenturen und entwickeln Konzepte für so ziemlich alles, was Geld bringt. Ohne nennswerte Richtung, Hauptsache im Empfangsraum stehen Kuben aus dunkelbraunem Leder als Sitzgelegenheiten. Präsentationen sind giftgrün mit einer schrägen Impact als Type. Unkonventionell und anders. Sowieso.
Solche Typen stehen am Gipfel ihrer Karriere in abgetragenen Diesel-Jeans und Skater-Pullover, sehen aus wie ewige Studenten um die 27 und gönnen sich im Winter drei Wochen Snowboard-Urlaub mit der Familie irgendwo, wo es cool ist – hip aber nicht zu teuer.
Irgendwie werden langsam alle so. Alle irgendwo zwischen 20 und 35 wollen so sein, wie es uns die NEON vormacht. Alle wollen in der Schanze wohnen, Latte in einem Café trinken, das mit Stoff-Ornamenten in rot tapeziert ist. Dann gehts irgendwann um zehn mit ungekämmten Haaren in die Agentur und da wird dann bis abends an „Design-Konzepten“ gearbeitet. Und zu Hause schauen sie dann abwechselnd MTV Masters und arte.
Irgendwann gabs mal diese Retro-Pustefix- und Ahoi-Brause-Shirts. Seit dem nimmt das furchtbare Ausmaße an. Kann mal jemand machen, dass der Trend aufhört? Finds nervig.
7 comments
Oh man, du sprichst mir wirklich und wahrhaftig aus der Seele. Wir werden in 40 Jahren auf alte Einrichtungen blicken und uns denken: Verdammt, wie konnten wir damals nur alles in diesem eintönigen, total bescheuerten Stil einkleiden?
Wir sind genauso Plattenbau wie damals, nur irgendwie anders und eigentlich noch bescheuerter, weil Plattenbauten wenigstens zweckvoll waren.
Natürlih kann man das abschalten – mit den zwei althergebrachten Mitteln jeder Epoche:
Arroganz und Kompetenz.
Oscar Wilde war in seiner Zeit ein Phänomen (und im Knast, zugegeben) , zund warum? Er war kein Mitläufer. UNd wer nach wie vor glaubt, individualismus würde mit Klamotten oder dieser imagniäreen Größe „Stil“ zusammenhängen, ist einfach nur Mitläufer.
Und mit Kompetenz erwirbt man die nötige Selbstsicherheit . nicht um erwachsen zu werden, sondern um sich zu sagen “ Was du da machst, Neon, interessiert mich nicht, weil ich die Finanzkrise verstehe, weiß, was ein Higgs Bosom sein soll (und auch warum hier kein IST sondern ein SOLL steht) und nicht nächtelang mit minderjährigen möchtegern-gangstas mein ego pflegen muss.
aber im endeffekt sind alle styler dieselbe person: http://i37.tinypic.com/14loxex.jpg
@ Saripari: True!
Alles was das Styler-Herz begehrt: http://www.highsnobiety.com/
Und @ Bela: Ok das Bild ist echt widerlich. Aber Danke.
Solche Menschen bezeichnet man auch als „Yindies“, eine Mischung aus Yuppies und Indies. Google verrät mehr!
Ich find das alles garnicht grässlich. Muss an einem gewissen Level von Blassiertheit liegen. Und ich würde sgar so weit gehen, dass nichtmal nur bestimmte Gruppen von Menschen so aussehen (wollen), sondern das im Prinzip schon die breite Masse der 10-35 Jährigen ist.
Gründe gibts an jeder Ecke: H&M bringt schon für die Kleinsten die coolsten Glitzer-Typo-Kleidchen / Jäckchen etc raus und der Rest macht mit. Und wer kein Geld für H&M hat geht zum KIK und bekommt dort die Hartz 4 Version, die nich ganz so derbe rockt.
Und ich denke auch, dass diese Herrschaften sich später mal schämen. Nich nur weil sie den ganzen SCheiß von früher neu auftragen und sich für modern und innovativ halte, aber selbst meine Mutter solche Fetzen im Keller verstaut hat (und sie zurecht nich ans Tageslicht lässt) – Sondern auch weils in ein paar Jahren garnicht mehr so innovativ ist und auch einegesehn wird.
Leider wird das den negativen Beigeschmack haben, dass es einfach einen neuen unfassbar innovativen – modernen super hippen mega Stil geben wird.
Aber ich bleibe bei Latour: „Wir waren nie modern“
dann darfst du wirklich nieieeee nach mailand fahren. dort laufen nicht nur die meisten styler, sondern auch die elegantesten und modischsten menschen herum. 😉