Erinnert sich noch jemand an das Berliner Küchenlied „Mutter, der Mann mit dem Koks is da“? Das irgendjemand mit schlechten Technobeats unterlegt hatt, aufdass es in den frühen Neunzigern seine Rennaissance erlebte? Nunja, hätte da zumindest eine kleine Abwandlung: Mutter, der Mann mit dem Toast ist da.

Warum? Denn täglich grüßt der Chromtoaster aus der Küche gegenüber, in die ich allmorgendlich beste Sicht habe. Meistens nur versperrt durch den immer gleichen aschblonden Mann in zu kurzer Bügelfaltenhose und beigen Socken zu den karierten Filzpantoffeln.

Ist nicht so, dass sich bei mir voyeuristische Tendenzen auftun, nur bleibt einem ja nichts anderes übrig, wenn man aus der Dusche steigt und Spiegel und Fenster quasi identisch sind. Und wenn einer spannend (mir war bisher die Doppelkeitigkeit des Wortes nicht bewusst. Es ist ein Partizip UND ein Adjektiv in einem mit völlig unterschiedlichen Bedeutungen!!! Oh Gott, man lernt wirklich nie aus!!) unterwges is, dann Mister „gestärkter Kragen“. Der hat von seinem Loge an der Acrylmid-Maschine aus einen wunderbaren Blick in das Badezimmer, in dem man verzweifelt versucht, innerhalb von 20 Minuten eine Metamorphose von „komplett zerzaust und ungeduscht“ zu „komplett zerzaust aber sauber“ zu vollziehen. Er prostet sogar manchmal mit seinem Aprikosengelee-Toast zu. (definitiv zu ocker, dieser Mensch). Würde ich nicht in der Küche frühstücken, könnte ich ja zurückprosten. Macht sich aber mit Müsli so schlecht.

Steht man dann um 20 vor 8 an der Bushaltestelle, kommt auch er herbeigeeilt. Toastkrümel am Kinn und im beigem Trenchcoat.

Die Mädels, denen der Balkon schräg über dem Badezimmerfenster gehört, sind auch nicht viel besser, nur dass die keinen mir ersichtlichen Toaster haben und sich auch eher für den seltenen Herrenbesuch in unserer bescheidenen Hütte interessieren, der genau zur richtigen Zeit im Adamskostüm aus der Dusche hüpft. An dieser Stelle einen lieben Gruß nach China, Jens! 😉