Die Blätter sind lauter als noch vor ein paar Monaten. Der Sommer dauert jetzt schon fünf Monate seit es im April das erste Mal richtig warm war. Seit dem ich den ersten Sonntag des Jahres mit einer Zeitung auf der Terrasse unter dem großen Nussbaum verbracht habe. Die Blätter im Frühjahr sind leise, klein, neu. Jetzt rascheln sie, werden fleckig und sind schon ein bisschen braun.
Es sind diese Sonntage, die das Leben so richtig angenehm machen. Denn Sonntage sind vorhersehbar. Sie verlaufen immer gleich und an kann sich darauf verlassen, dass man den Tag exakt so verbringen wird, wie man ihn vor Augen hat, kurz nachdem man sie um etwa neun Uhr früh aufschlägt.
Die Beine ruhen auf den beige-karieten Gartehstuhl-Auflagen, die nach 20 Jahren gebrauch auch wohlverdiente Flecken haben. Über mir rascheln Blätter in meinen Händen raschelt die Sonntagszeitung und ich habe jedesmal meine Mühe, dass mir die Bücher nicht über die Terrasse fegen. Der Wind ist jetzt auch anders als noch im Frühjahr. Forscher.
Zeit lassen. Jede Seite genießen, lesen. Auf jedenfall Reiseberichte, Börsen- und Finanznachrichteh eher nicht. Bilder gucken und den Blick schweifen lassen. Da krabbelt was über die rote, derbe Strickjacke, die über der Stuhllehne hängt. Eine von den lustigen Raupen, die nur vorne und hinten Füße haben und sich beim Fortbewegen in eine Schlaufe legen. Saß wohl vorher im Baum. Doof dann auf einer Strickjacke zu landen.
Auf dem Tisch steht Apfelsaft im Glas. So ein grünes, dass es im Sechser-Pack beim Aldi gibt, wenn gerade Aktion ist. Sehen nach mehr aus aber es geht ja eigentlich um die Wespe, die im Apfelsaft schwimmt und verzweifelt mit den beinchen strampelt. Ich rette sie mit dem Joghurtlöffel. Es summt schon den ganzen Tag. Muss irgendwo ein Nest sein. Dabei tun die ja nichts. Wespen ind nämlich kurzsichtig und schwirren deshalb erst mal nach ran, bis sie merken, dass sie das Nasenloch dann doch nicht interessiert. Tja ja, sonntägliches Bio-Fachsimpeln.
Die Luft is angenehm heute. Warm, nicht stickig und der Kopf fällt nach hinten, Augen zu. Manchmal gleitet dann die Zeitung aus den Händen, manchmal nicht. Dösen ist jetzt schöner als Schlafen. Denn man hört das Rascheln der Blätter. Noch etwa fünf Wochen und sie werden erst gelb, dann braun und dann ist der Sommer vorbei. Und mit ihm die Sonntage auf der Terrasse. Und meine Zeit zu Hause.
3 comments
schön
tja, so schön kanns leben sein.
ich frag mich, obs ohne dich (hier – wenn der herbst dann mal da ist) auch noch so schön sein wird?
…muss zugeben, dass ich (auch wenn wir uns nicht kennen…und ich dir argentina gönne) ein glühender fan deines blogs geworden bin…
das ist ja nett! 🙂 wenns mal hier herbst ist und ich weg bin, schreib ich diesen blog aber trotzdem weiter. in argentinien gibts ja auch internet und dann weht hier mal frischer, guter wind aus buenos aires. wooo wa ein wortspiel 😉