Ich erinnere mich noch an die Hysterie des vergangenen Jahres (wer tut es nicht). Wir sind in Scharen in die Darmstädter Centralstation gepilgert, haben Fans des gegnerischen Teams mit geistreichen Sätzen wie „Ey man willst du, guck du disch doch ma an!“ angepöbelt, einiges an Bier vernichtet und sind kollektiv dem gespielten Herzinfarkt erlegen, als es dann nach der aufreibenden Verlängerung auch noch ins verdammte Elfmeterschießen ging. Was haben wir gelitten, gebangt, gehofft, gesoffen, getanzt und gelacht. Alles gleichzeitig.

Und jetzt? Ja man will es nicht glauben, aber es ist schon wieder WM, ein weiteres Sommermärchen bahnt sich an. Zwar nicht in Deutschland, aber mit Deutschland und zwar deftig. sport1.de spricht von einem „Rekordsieg“. Mit 11:0 haben die deutschen Mädels gegen Argentinien gewonnen (zugegeben, es schmerzt mich ein wenig. Hätte meinen Halbschwestern schon ein bisschen mehr zugetraut). Zack, weggeputzt. Mit links.

Und interessierts irgendjemanden? Rennt irgendwer betrunken mit der Deutschlandflagge auf dem Hintern über die Straße? Hat sich irgendein Typ schwarz-rot-gold auf die nackte Brust gepinselt, wie so viele Mädels im vergangenen Sommer? Wird auch nur ein Kind mit einer Perücke in Nationalfarben von seinem Papa auf den Schultern zum Public Viewing getragen? Tauscht auch nur eine besoffene Halbargentinierin mit einem sehr dicken Mann in einer vollen Odenwälder Kneipe das Trikot??

Nein. Nichts passiert. Kümmert keine Sau! Sehr schade. Dabei sind die deutschen Fußball-Frauen, um einiges stärker als die Männer. Oder die Konkurrenz ist einfach nur mies. Keine Ahnung. Wundert mich auf jeden Fall, dass sich bis auf Sportredakteure wirklich keiner darum schert, dass wie am ersten Tag der Fußball-WM einen spitzen Auftritt hingelegt haben und so (mal ganz wild vor mich hin prognostiziert) bis ins Halbfinale marschieren werden.