Die Argentinischen Männer sind ja schon niedlich… mit ihren kurzen Beinen, den großen Augen und dem Komplimente-Tourette. Besonders entzückend sind sie, wenn sie einem drei Blocks hinterherrennen, schwitzend und keuchend neben einem zum Stehen kommen und faseln.

Versteht man natürlich im ersten Moment nicht. Also, Kopfhörer aus den Ohren und konzentriert zuhören.
Seine Nummer will er mir geben und ob ich denn morgen um die gleiche Zeit wieder an seiner Bäckerei vorbei gehen würde und ob er mich nach Hause begleiten dürfe.

Dann muss man abwägen. Ist ja schon eine Aktion, die einem in Deutschland nicht passieren würde: Ein Sprint über 300 Meter bei 40 Grad im Schatten, nur um einen Kontakt herzustellen. Pluspunkt. Das Gesicht ist ganz niedlich. Pluspunkt. Der gelbe Zahnbelag und der Geruch, den das verklebte T-Shirt verströmt, sind es nicht. Minuspunkt. Und sowieso: Einmeterfünfundsiebzig. Hm.

Und wie würde das denn weitergehen? Mit selbstverständlichem Desinteresse an jedem, der Interesse zeigt, wäre mans nach einer Woche leid. Man müsste sich eine Ausrede überlegen, warum man nie mehr durch seine Straße gehen kann, obwohl sie auf dem direkten Weg zur Wohnung liegt. Man würde sich dauernd bei der Arbeit umschauen, ob er gerade vorbei läuft und es entstünden peinliche Situationen des Schweigens. Enttäuschte Blicke. Scham über die eigene Arschigkeit.

Über das alles denkt man nach, während er immer noch keuchend faselt und sich umständlich die teigverklebten Hände an seinem speckigen T-Shirt abwischt. Also gut. Nummer darfst du mir geben. So als Belohnung für die Mühe. Nach Hause geh ich allein und morgen um die Zeit bin ich ganz woanders.

Ja, ich sollte Anti-Beziehungsratgeber schreiben: „Wie man es mit überzogenen Ansprüchen und Arroganz schafft, jahrelang Single zu bleiben.“ Oder so.