Das Gute, nein das Beste an Besuch ist, dass er einen zur Kultur zwingt.

Ich wohne seit gut neun Wochen in München und hab außer meinem Computerbildschirm in der Redaktion und dem inneren von Kneipen noch nicht viel von der Stadt gesehen. Die einzige Münchner Kultur, die ich konsumiert habe, ist goldgelb, flüssig und wird literweise serviert.

Freunde wollen sich aber leider nicht nur betrinken, sondern auch etwas Richtiges geboten bekommen. Und da es regnet und montags die richtig guten Sachen wie Pinakothek und Lenbachhaus geschlossen sind, muss man halt ins doofe Deutsche Museum.

Ich schreibe deshalb doof, weil es wirklich irgendwie doof ist. War vor fünf Jahren dort, damals wahnsinnigerweise mit einem Mathe- und Physikkurs, und fand es unglaublich fad. Das hatte primär nichts mit dem Museum zutun. Ich habe mich einfach gegen das geballte Wissen deutscher Ingenieurkunst innerlich gesperrt. Hat ja schließlich etwas mit Mathe und Physik zutun und in der Schule ist Mathe und Physik unglaublich beschissen. Warum sollte es also in einem Museum besser sein?

Jetzt war ich wieder dort. Um fünf Jahre gereift und irgendwie recht guter Dinge, mir STUNDENLANG Kultur und Wissen einzuverleiben.

Und was soll ich sagen? Ich fands wieder doof.

Jaja, man erfährt Dinge über die man sich normalerweise bestimmt nie Gedanken gemacht hätte. Wie wird eine Form für einen Motorblock gegossen? Wie haben die früher eigentlich ohne Bohrmaschine Löcher in Gegenstände gebohrt? Welche Art Dampfmaschine stand 1898 in der Tuchfabrik XY in Wasweißichwo? Es gibt tatsächlich verschiedene Schmierstoffe für Automotoren, Flugzeugturbinen und Kniegelenke??? Woah.

Oh man. Ich bin banausig. Das Beste in dem Museum war der Hohlspiegel, in dem man aussieht wie Kate Moss nach dem dritten Tag O-Saft-Wattebausch-Diät. So einen hätte ich gerne.