Der tägliche Weg an den „Waldcampus“ in Dieburg gestaltet sich des öfteren als beschwerlich. Mehrmaliges Umsteigen zu früher Stunde, um die 20 km zurückzulegen, habe ich bisher billigend akzeptiert. Was ich allerdings nicht akzeptieren kann, sind Busse, die eine Minute bevor der pünkliche Zug ankommt, abfahren. Nicht warten. Quasi weg sind und man selbst dumm schaut.

In solchen Fällen (heute morgen zum wiederholten Mal geschehen) muss man zu unlauteren Mitteln greifen. Zu Maßnahmen, die man unter normalen umständen nie ergreifen würde. Doch die Situation erforderte es nunmal. Ich trampte.
Stellte mich adrett und nett (ok etwas debil) lächelnd an die Straße, reckte meinen Luxusdaumen empor, fror ihn mir ab und wartete…
… 2 Minuten. Dann hielt (wie könnte es anders sein) ein Auto mit türkischstämmigen Insassen an. Man erkundigte sich zunächst in der Landessprache nach meinen Türkischkenntnissen. Als man merkte, dass ich entgegen meinem Aussehen leider keinerlei Türkisch spreche (weiß nur, dass „Ekmek“ Brot und „Eschek“ Esel heißt), lud man mich trotzdem auf die Rückbank ein. Nein, nicht was du Leserferkel jetzt denkst. Ich nahm nur auf einem dreckigen Sitz bezogen mit einer leopardengemusterten Decke platz.

Mit etwas flauem Magen und aufmerksamen Blick, hellwach, jederzeit bereit aus dem fahrenen Wagen zu springen und die Matula-Rolle den Hang abwärts zu machen, saß ich nun da. Ist natürlich nix passiert. Man setzte mich pflichtgerecht im nächsten Kaff ab und entließ mich Freude strahlend in die Freiheit.

Da ich jeden Montag und Freitag, diese Busverbindung verpassen werde, scheint das mit dem Trampen wohl zum notwendigen Übel zu werden und ich überlege im Laufe der nächsten vier verbleibenden Semester Statistiken darüber festzuhalten, welcher Fahrertyp in welchem Autotyp mich am liebsten mitnimmt und was das Outfit für Auswirkungen auf das Anhaltverhalten hat.