Ein Abstecher nach Singapur ist Urlaub vom Urlaub unter der Käseglocke. Butterkäse liegen darunter, President Camembert und Fleischsalat. Das ist sehr Deutsch. Wenn’s nur nicht überall so dreckig wäre …

Kilometer 4.440

Seit 14 Monaten bin ich unterwegs, weit weg von Deutschland, von daheim. Ich hab viele Länder und Kulturen gekostet, hab mich dick und rund gefuttert mit Fish&Chips und Scones in Neuseeland, hab mir dank Chilis ein Magengeschwür in Java angefressen und mich in Drachenfrucht auf Bali verliebt.

Und dann sitze ich plötzlich am Frühstückstisch, vor mir stehen frischgebackene Brötchen, Schwartau-Marmelade*, Vitalis-Müsli* und Froop-Jogurt*. Es gibt Tee aus Koziol*-Tassen und wer brav ist, bekommt noch ein Hanuta*.

Ich bin bei deutschen Freunden in Singapur. In der Stadt ohne Müll, so steril, dass man im Straßencafé einen eigenen Stuhl für seine Handtasche bekommt. Wo die Hälfte der Bewohner in zu engen Anzughosen oder im kleinen schwarzen von einem Meeting in Büro-Tower A zum nächsten in Büro-Tower B hechtet. Die andere Hälfte putzt hinter ihnen her.

Aber so sauber, wie überall behauptet wird, ist es in Singapur nicht. Ich war auf Unrat-Foto-Tour, und mir ist da so einiges negativ aufgefallen. Scheinbar wird man nicht gekreuzigt, gerädert und gevierteilt, wenn man ein Taschentuch fallen lässt. Manche Böden sind klebriger als die B-Ebene der Konstabler Wache. Und von den öffentlichen Klos will ich gar nicht erst anfangen!

Not good enough Singapore. Not good enough.

Seht ihr, kaum bin ich wieder unter der Westler-Käseglocke, fängt die Deutsche in mir an zu zetern und zu mäkeln. Ist alles Pseudo-Müll. Fahrt mal nach Indonesien oder nach Berlin. Da ist es wirklich dreckig. Singapur ist toll, aber seltsam.

Noch einen gutes deutsches Marmeladenbrot für den Weg und dann geht’s weiter.

* Keine dieser Marken überweist Geld auf mein Konto.