Das ist nicht richtig. Es ist wider die Natur unter Wasser zu atmen. Für eine Sekunde schrillt der Alarm im Kopf. Ignorieren. Alles ist gut. Sehr sehr gut.

Palau Tioman, Kilometer 4.640

Es war mal wieder so eine spontane Kiste. Irgendjemand hat beiläufig fallen gelassen, dass man auf Tioman ja ganz wunderbar tauchen könne. Tioman, Tioman … keine Ahnung, wo das ist. Ah, Ostküste. Liegt eigentlich nicht auf der Reiseroute durch Malaysia, aber wenn man schon mal drüber spricht …

Tauchen war ich auch noch nie. Schnorcheln kann ich: auf dem Wasser treiben, echte Luft atmen, Fischlein gucken, Gefahr für Lungen-Kollaps gleich Null.

Und dann steh ich mit gefühlt 100 Kilo zusammengepresster Atemluft auf dem Buckel und zig Schläuchen, die sich wie Krakenarme um mich winden, im seichten Wasser einer der schönsten Inseln, die ich je bereisen durfte. Weißer Sand, türkisblaues Wasser, solche Sachen eben.

Neben mir steht in gleicher Montur ein kleiner Malay namens Faizal, mein Tauchlehrer. Von nun an geht‘s abwärts.
Nach einem Vormittag Theorie und ein paar Sicherheitsübungen gehen wir runter auf 10 Meter. Ich muss Luft holen. Aber das ist nicht richtig. Es ist wider die Natur unter Wasser zu atmen. Für eine Sekunde schrillt der Alarm im Kopf. Ignorieren. Alles ist gut. Sehr sehr gut.

Ich traue dem Meer nicht, werde seekrank, Wellen ängstigen mich. Wir hatten ja schon mal das Vergnügen.

Unter Wasser ist das anders. Dort gibt es keine Wellen. Alles ist ruhig. Ich bin im wahrsten Sinne in meinem Element. Ich schwebe in einem Universum, das ich bisher nicht kannte. Blaubunte Fische, schroffe Korallen, Anemonen, die sich wie Medusen-Häupter wiegen. Dazwischen lukt ein kleiner Nemo hervor. Er schaut mich an, ich schaue ihn an. Was der wohl denkt? *

Ich will alles sehen. Ganz nah. Faizal gibt mir den Namen Baracuda, weil ich im Wasser stillstehen kann wie der tropische Raubfisch. Nichts bringt mich aus der Ruhe. In den Ohren rauscht Darth Vader. Mein Kopf ist leer.

Warum hat mir nie jemand gesagt, wie geil Tauchen ist? Mehr davon! Mehr mehr mehr!


Info

Nehmt die Fähre von Mersing bis nach Selang – dem nördlichen Strand auf Tioman. Lauft den Jetty entlang, biegt ab nach links und geht direkt zur B&J Tauchschule  – keine Diskussion. Fragt nach Faizal und lernt tauchen. Er war vor 24 Jahren Taucher beim malayischen Militär und hat unter anderem Bomben unter Wasser entschärft. Der kann das also. Und er ist verdammt unterhaltsam.

Die Fähre nach Tioman und zurück kostet 70 RM (umgerechnet etwa 18 EUR), der PADI Open Water Tauchkurs 1100 RM (etwa. 280 EUR).

* Übrigens sind Tauchspots in Tioman, laut B&J-Tauchlehrerin Jess, so wunderschön, dass man alle anderen weltweit eher so mittel findet. Ich werd’s testen. Und wir hatten natürlich keine GoPro unter Wasser dabei. Dammit!

www.divetioman.com
Oder schaut auf die Facebook-Page, bisschen erträglicher fürs Auge.