Wie wir vor 2 Semestern bei IHR gelernt haben, gehört zu dem Rüstzeug eines freien Journalisten unumstürzliche Disziplin, ausgeprägter Geschäftssinn und fast schon penetrantes Selbstbewusstsein. Meiner Ansicht nach sollte man dazu auch noch ein adäquates Arbeitszimmer haben, von dem aus man dem Staat schriftlich auf die Pelle rücken kann.Im Bett arbeitet es sich nämlich nicht sonderlich gut. Man flätzt verkrümmt auf der Matratze, legt sich den Laptop auf den Bauch und lugt über die Tastatur. Hat ein bisschen was vom armen Poeten. Nur ohne die biedermeierliche Romantik. Immerhin hängt kein Regenschirm über dem Bett und man hat Zugang zu modernen, elektronischen Medien. Trotzdem nicht schön, weil man in der Senkrechten einfach unproduktiv ist. Man tut nur so als würde man schreiben. Stattdessen schaut man sich Videos auf Youtube an, liest diverse Nachrichtenseiten oder klaut im StudiVZ Gruppen anderer Mitglieder. Geschafft hat man im Endeffekt nichts. Man liegt rum wie ein römischer Imperator auf der Senfte und wartet gerade zu auf einen Mundschenk, der einem Trauben in den Mund stopft.Sollte ich also jemals in die Situation kommen, ernsthaft als freie Journalistin zu arbeiten, brauche ich ein Arbeitszimmer. Eines, in dem ein Sekretär aus dunklem Mahagoniholz steht und eine grüne Tischleuchte, wie man sie aus den riesigen amerikanischen Uni-Bibliotheken kennt. Hinter dem Schreibtisch steht ein riesiges Bücherregal, angefüllt mit Bildbänden, Fachliteratur und allen Wörterbüchern des deutschen Sprachraums.Ich werde mir das dann auch leisten können, weil ich höchstwahrscheinlich einen wohlhabenden, schwerschuftenden Manager geheiratet habe. Fortan widme ich mich dann, nachdem ich Noel-Samuel und Marie-Luna in den Elite-Kindergarten gebracht habe, zwischen dem Sushi-Workshop und dem Yoga-Kurs der Journallie. Ich verfasse als Feuilletonistin unwichtige Texte über Dinge, die 70 Prozent der Bevölkerung sowieso nicht interessieren, trinke dazu Mate-Tee und höre Norah Jones.Und außerdem macht im Bett arbeiten tierische Rückenschmerzen.