Ich pass hier her. Warum? Ich verschmelze mit der Masse und und kann unbemerkt unter Passanten untertauchen, ohne dass mich jemand bemerkt. Ich sehe nämlich exakt so aus wie alle anderen in dieser Stadt. Also wie die mit europäischen Wurzeln.

Das birgt einige Vorteile: Zum einen werd ich nicht ausgeraubt. Ganz im Gegensatz zu einer chinesischen Schulkameradin (woah klingt das nach 6. Klasse), die an der Estación Once von einem Argentinier mit grünem Schleim besprüht wurde, woraufhin ihr ein anderer Argentinier ihr helfen und ein Dritter ihr die Tasche klauen wollte. Und alles nur, weil sie Schlitzaugen hat! Ok ‚tschuldigung: Weil sie offen ihre Kamera rumgetragen hat und ihr Haare an dem Tag wohl nicht so schön lagen.

Ein anderer Grund, warum ich froh bin, optisch nicht aufzufallen, sind die anderen Lateinamerikaner, die als Touristen in Buenos Aires sind. Die scheinen alle zu glauben, ich kenn mich hier super aus. Ich werde jeden Tag nach dem Weg gefragt. Kann meistens nicht antworten, weil ich a) nicht richtig verstanden habe, was man von mir will oder b) gerade kaue und ich als höflicher Mensch dann nicht den Mund öffnen möchte. (Keiner will gern G-K-U-tes sehen.) Auf die Frage „Donde etsá la calle Lavalle? Está ahí?“ reagiere ich also in der Regel mit Nicken, Kauen und Deuten.

Jaaaa okay, ich hab die Frage verstanden. Ist mittlerweile auch eher unkompliziert. Aber erst fertigkauen und dann antworten, würde zu lange dauern und überdies bin ich, wie alle in der Stadt, enorm flink. Noch bevor auch nur ahnen, dass ich Mist deute… Zack! Weg bin ich. Verschmolzen mit der Masse. Und ich bin dabei noch nicht angefahren worden (!!!). Ich pass hier her.