gestern bin ich frohen Muts und gut gelaunt zum Postkasten gehüpft und fand einen Brief von dir.in freudiger Erwartung machte ich ihn auf und fand darin meinen Bescheid für das kommende Jahr. Geld, dass mich beim studieren unterstützen soll. Von dem ich mir Lehrmittel kaufen kann und das ich sparen muss. Irgendwann willst du ja die Hälfte wieder zurück. Ich muss gestehen, ich bin nicht sonderlich gut im Verstehen von Beamtendeutsch geschweige denn von behördlichen Rechnungsbescheiden. Deshalb habe ich lange an meinem Schreibtisch gegrübelt, wieviel Geld du mir denn monatlich zugestehst. Dann verglich ich mit dem Wisch vom letzten Jahr und stellte fest, dass es ganze 86 Euro sind. Ich danke dir rechtherzlich. Gottseidank muss ich jetzt auf meinen obligatorischen Mittwochs-Schokoriegel in der Mensa nicht verzichten und kann mir auch in 3 Monaten ein paar Winterstiefel kaufen, wenn ich fleißig spare. Werden sicher ein Paar richtig gute, wenn ich die 20 Euro monatlichen Lohn von meinem Job als freier Mitarbeiter bei der Zeitung auch noch zurücklege. Ich kann dich ja auch mal groß zum Essen einladen. Dann feiern wir deine Großzugügkeit mir gegenüber mal ausgiebig.
Aber warum gibst du mir eigentlich über die Hälfte weniger Geld als im letzten Jahr? Es hat sich zwar etwas geändert beim Gehalt meiner Eltern, aber nicht ins Positive. Meine Mama verdient nur noch knapp 90% ihres ursprünglichen schmalen Sekretärinnen-Gehalts und mein Vater zahlt mir immernoch keinen Unterhalt. Wie die letzten 21 Jahre. Naja, du wirst deine Gründe haben und ich vertraue dir da.
Aber gänzlich unverständlich ist mir das, was ich heute morgen im Briefkasten gefunden habe. Warum hast du mir denn aufeinmal eine Ablehung meines Antrags geschickt? Hast du mich garnicht mehr lieb? Ich war doch immer nett, wenn ich dich besucht habe und naja ok… ich habe nicht immer alles gleich vollständig eingereicht, aber ich bin auch kein Experte im Ausfüllen von umständlichen Formularen.
Ich glaub ich besuche dich einfach mal an Montag. Deine Mitarbeiter haben ja anscheinend immer viel zutun und gehen deshalb so selten ans Telefon. Pausen während schwieriger Arbeit sind ja wichtig. Ich hoffe du freust dich auf mich. Ich will doch nur mal reden und herausfinden, warum das mit uns so enden musste.

Bis dann,
deine Pia