Ich hab das mit dem akademischen Viertel noch nie so richtig verstanden. Ja sicher, verstanden schon. Pünktlich irgendwo ankommen ist out. 5 bis 15 Minuten Verspätung sind angebracht, sogar höflich. Und zu früh kommen ist ja generell schlecht. Einmal kurz vor acht klingeln und man könnte den Gastgeber noch in seinen rosa Freizeitstrapsen antreffen. Oder beim Rasieren der Katze. Solls ja alles schon gegeben haben. Nein, man sollte immer ein Quentchen zu spät kommen, um solchen Peinlichkeiten zu entgehen. Aber will mich darüber an dieser Stelle nicht weiter auslassen. Der sehr geschätzte Max Goldt hat dazu schließlich schon eine umfassend witzige Kolumne geschrieben. Weiß nicht mehr für wen. Titanic, wenn ich nicht irre. Auf jeden Fall habe ich das vor geraumer Zeit gelesen, und ich wüsste dem auch nichts mehr hinzuzufügen.Außer, dass es wahnsinnig schwer ist, Wartezeit zu überbrücken. Ich Freizeitspießer bin grundsätzlich überpünktlich. Ich plane sinnigerweise stets die doppelte Fahrzeit ein, weil es könnt ja ein Reh vors Auto springen und schon isses passiert: zu spät kommt man dann nämlich und könnte ja was verpassen. Dann lieber andersrum.Bei meinen Freunden ist zu früh ankommen nicht so schlimm. Die machen alle nichts Peinliches, wenn sie alleine zu Hause sind und noch keinen Besuch erwarten. Hab sie jedenfalls noch nie beim Katze rasieren überrascht, oder es zumindest nicht bemerkt.Ein ganz anderes Kalieber ist hingegen, wenn man zu früh zu Geschäftsterminen kommt. Dann steht man echt dumm rum, wenn noch niemand da ist außer ein Lakei, der für einen einen kleinen Tisch von einem Plastik-Lilien-Gesteck befreit und eine Stuhl hinrückt. „Ja sie können ja schon mal Platz nehmen. Geht erst in zehn Minuten los.“Wer sich dann hinsetzt, hat schon verloren. Nein, genau dann geht man nochmal alibihalber zum Auto und schaut völlig überflüssig ins Handschuhfach. Öffnet den Kofferraum, klappt ihn wieder zu. Läuft mal rüber zum Blumenladen, der schon längst zu hat, und schaut sich die Nelkengestecke für 7,50 Euro im Schaufenster an. Schließlich fragt man unbeteiligte Passanten nach Zigaretten, weil genau das nämlich die ideale Beschäftigung für einen Wartenden ist. Rauchen. Dumm nur, wenn man währenddessen schon keine Lust mehr auf die Zigarette hat. Also macht man sie aus, geht wieder hoch zu den Plastikblumen und wartet. Nächstes Mal wird später losgefahren. Eh noch nie ein Reh vorm Kühler gehabt.————————Und weil wir gerade bei Max Goldt sind: 😀
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