Kaum aus Hamburg (kurzweilig) zurück, zwingt mich die Tatsache, dass ich Auto fahre dazu, Kultur plötzlich wieder nüchtern erleben zu müssen. Was garnicht so schlecht ist wie man eventuell im ersten Moment meint.Waren auf einem kleinen, intimen, völlig eintrittfreien Konzert einer jungen Kommunikationsdesignerin, die an der Gitarre… sagen wir mal… ganz schön abgeht. Ernsthaft. War richtig gut. Die Frau heißt Caroline d’Orville und ihre Musik bewegt sich irgendwo zwischen Folk, Indie und … auf jeden Fall Singer/Songwriter-Krams. Mein Begleiter und ich haben uns darauf geeinigt, dass man die Musik am ehesten als Anti-Folk bezeichnen könnte. Gitarre pur ist ja sehr Folk. Die Texte sind allerdings wenig schmalzig. Deshalb Anti. Na egal. Ihre Stimme ist ziemlich wandelbar. Eben säuselt sie noch samtener Stimme und im nächsten Moment röhrt sie mit einer Wut im Bauch ins Micro, dass für einen kurzen Moment glaubt Melissa Etheridge persönlich gibt sich die Ehre.Natürlich kann man schlecht alleine Musik machen. Kann man schon, aber ist so einsam auf der Bühne und sie ist ja auch nicht Janis Choplin. Deshalb hat sie sich rhythmische Unterstützung geholt. Einem Cajon-Spieler. Cajon. Nie gehört? Spanisch für „Schubfach“ oder vereinfacht „Kiste“. Da sitzt dann also ein Kerl auf einer Kiste, der optisch eher an Jared Leto mit kleineren Augen erinnert, als an einen typischen Kistenspieler, der gerne jamed (nach eigener Aussage). Stell mir so Leute normalerweise ziemlich zugewachsen und benebelt vor. Aber der war glatt-rasiert und hübsch. Ok, vielleicht etwas betrunken. Aber nettes Profil – römisch irgendwie. Mein Begleiter findet zwar nicht, dass er dem Schauspieler ähnlich sieht, aber das ist auch nicht weiter tragisch. Ich bin ja schließlich die Frau und kenn mich mit Männern und ihrem Aussehen einen Tick besser aus. Basta.Fazit: Schön wars.