Aus der genau jetzt begonnenen Reihe „Lerne deine deutsche Heimat kennen“, heute ein besonderes Schmankerl aus dem westlichen Odenwald/Bergstraße: Wir kraxelten das Felsenmeer hoch. Das hab ich seit ungefähr 20 Jahren nicht mehr gemacht und Kinner! wie sich die Zeiten ändern. Also subjektiv. Früher bin ich barfuß die steilen Brocken hochgeklettert, irgendwann wieder runtergepurzelt, hab mit die Knie aufgehauen und fürchterlich geweint.

Heute geht das so: Vor jedem Schritt nach oben vollziehe ich einen inneren Monolog der Besorgnis, die das fortgeschrittene Alter und die damit gemachten Erfahrungen so mit sich bringen: „Was ist wenn du jetzt da runter rutschst? Du könntest dir ein Bein brechen. In weniger als sechs Wochen geht der neue Job los, bis dahin ist das nicht wieder verheilt. Du bräuchtest weitere Helfer für den Umzug, müsstest an Krücken, gar im Rollstuhl, am ersten Tag ‚antanzen‘. Aber, noch schlimmer! Was ist wenn du auf die Hände fällst und sie nur als zermatschte Knochenhaufen aus den Felsspalten gekratzt werden können. Dann könnten du nie mehr arbeiten. Und das obwohl du noch nicht mal richtig damit angefangen hast. Die Berufsunfähigkeitsversicherung willst du erst September abschließen. Du bist also hoffnungslos abhängig von dem guten Willen und Spenden mitleidiger Mitmenschen, die das Elend einer jungen Frau so nicht ertragen können. Kein Kranken-Tagesgeld, keine Invalidenrente, nichts…“

Solche Gedanken bei jedem Schritt. Ich war zeitweise beim Klettern stärker konzentriert als während des Mathe-Abis. Und dabei ist damals auch nur ne fünf rausgekommen (aber ne gute!). Ich habs dennoch irgendwie geschafft, ohne Schädelbasisbruch oder aneren Blessuren nach oben zu kommen. Und das in annehmbaren Tempo. Dennoch: Erwachsensein ist doof.

(Bildquelle: Geo-Reisecommunity)