Ich war noch nie so schnell 96 Euro los. Guten Tag. Wo solls hingehen? Aha. Ja dann machen wir heute Hep A und Gelbfieber. Desinfizieren, zwei Stiche. Vorne können Sie mit EC-karte zahlen. In vier Wochen dann noch ein Termin. Und das alles innerhalb von 4 Minuten.

Waaah Stopp! Halt! 96 Euro??!! Für zwei Röhrchen Serum, von dem ich nicht mal weiß ob es wirkt. Der hätte mir Kochsalzlösung injizieren können und ich hätte es in der Eile nicht gemerkt. Gut, auch sonst nicht, aber ich hätte wenigstens interessiert tun können.

Außerdem hab ich mir eine Tropeninstitut eher wie ein Institut vorgestellt. Also groß. Überall rennen engagierte Ärzte ohne Grenzen rum und behandeln auf den Fluren Malarianotfälle. Kleine Schokokinder weinen in den Armen ihrer Mütter, weil sie Angst vor Spritzen haben.

Stattdessen ein winziges Wohnhaus, etwa in den frühen 30ern gebaut, im Osten Frankfurts. Ist damals wahrscheinlich auch das letzte Mal gestrichen worden. Eine verwitterte Treppe mit Metallgeländer und dem typisch bronzefarbenen Gummiüberzug führt zu einer Holztür. „Dr. Soundso, Arzt für Reise- und Tropenmedizin“ steht auf dem Schild. Den angerosteten Klingelknopf kann man der Einfassung kaum sehen. Und es ist schattig.  Herr je, wie unspektakulär!

An der Rezeption sitzt eine alte Schachtel, die irgendwann mal gut aussah und den Zustand scheinbar durch Permanent-Make-Up an Lippen und Augen wieder herzustellen versucht. Vergeblich. Der Arzt ist ein etwas stressiger Endvierziger, der wahrscheinlich selbst mal tropisch auf Achse war und sich dann irgendwann dachte, doch mal „sesshaft zu werden“. In einer winzigen Praxis in Hessen. Wundervoll. Sonst war da niemand. Die Schachtel, der Arzt, die Nadeln und ich. Den Rest der Geschichte kennt man bereits.

In drei Wochen dann nochmal ins Einfamilienhäuschen. Restliche Ladung Impfstoff. Das kostet aber dann nur 30 Euro. Immerhin.