Gerade eine interessante Erzählung von dem SchriftstekllerMichael Krüger in der Wochenendausgabe der SZ gelesen. Der Titel: „Der Tod des Kolumisten“
Eine Abhandlung über den ersten Tag ohne Meinung über die Welt. Ohne Reflexion und ohne Stellungnahme. Brachte mich zu nachdenken.
In meinem angestrebten Beruf dreht sich alles neben nüchterner Berichterstattung und Sprachvielfalt um Meinungsäußerung, Stellungnahme und Reflexion. Alles möglichst frei, alles möglichst aus jedem Blickwinkeln beleuchtet. Genau da setzt die Angst ein.
Hab ich eine Meinung? Sicher.
Irakkrieg? Sinnlos und in der Konsequenz schlimmer als vorher vermutet. Ohne Plan ein Land überrannt.
Klimawandel? Panikmache. Trotzdem schlechtes Gewissen den Drucker ständig auf Stand-by laufen zu lassen.
Nichtraucherdebatte? Halte Qualmer und Quarzer für uneinsichtig und unfair. Mir ansonsten recht egal, was sie mit ihrer Gesundheit anstellen.
Alles Meinungen, aber Meinungen ohne Hintergrund. Keine Stellungnahme, keine Reflexion. Genau das was als Journalist so wichtig ist. Liest man die Kommentare, Glossen und Kolumnen der wirklich Großen (ein weiteres Armutszeugnis, dass ich hier aus dem Stehgreif keine Namen anführen kann) fühlt man sich so mickrig und klein, so nichtssagend. Es mag hoffentlich am sehr jungen Alter liegen, an mangelnder Erfahrung. An Desinteresse liegt es nicht. So liest man doch brav jeden Tag die SZ und widmet sich in jeder freien Minute dem Spiegel und diversen Online-Angeboten. Man liest zwar, aber man inhaliert nicht. Die Welt bleibt verschlossen und die Meinung über sie dumpf und fahl.
Die Angst vor dem Praktikum in der Stern-Redaktion wächst. Was ist, wenn man gefragt wird und schlchtweg keine Antwort weiß. Oder schlimmer: Wenn man so tut als wüsste man Bescheid, aber sie merken, dass es nicht so ist. In dieser Redaktion eventuell noch verkraftbar. Nächsten Sommer unentschuldbar.
4 comments
Es wäre ja ein Armutszeugnis für die „wirklich Großen“, wenn sie nach 20, 30 Jahren Berufserfahrung nicht etwas mehr an … Erfahrung, Wissen und logischem Denken entwickelt hätten, als ein Berufsanfänger, oder?
Und davon abgesehen wäre es langweilig, wenn man in einem Praktikum (!) schon alles könnte und nichts lernen würde.
Der Journalisten-Beruf ist ohnehin ein sehr vielseitiger. Manche haben gute Ideen, manche können gut recherchieren und nachfragen, andere können brilliant schreiben, wieder andere können kluge Kommentare verfassen und andere haben den richtigen Humor und die richtigen Einfälle für gute Glossen. Und so weiter und so weiter… Keiner dort draußen kann alles.
Insofern: Such deinen Weg. Genau dazu ist eine Berufsausbildung schließlich da. Und es ist zwar eine Binsenweisheit, aber manchmal sind Binsenweisheiten in der Tat sehr weise: Alle kochen nur mit Wasser. Auch der Stern, die FAZ und die Neue Zürcher Zeitung.
Was du da beschreibst ist der typische Essay, der heute wohl aufgrund des medialen Wandels nur noch als Kommentar verwirklicht wird (an sich schon ne tragische Sache!). Und ich kann dir nur sagen, dass die alle auch nicht von irgendwo das Schreiben in sich aufgesogen haben… Da schaut man sich Texte der Morderne von Rutschky und Co an und dann erschliesst sich einem vielleicht was?!
Les mal zur Abwechslung ein paar Essay… Da lernt man viel über den Umgang mit Eindrücken und Selbstreflexion!!
GO 🙂
Also wenn du Existenzsängste kriegst was soll dann der Rest der angehende Journalisten tun…? Suizid…? Wäre ich der Stern würde ich damit angeben dich als Praktikanten zu haben, ich mache mir eher Sorgen darum das die das Level das man haben muss um dir was beizubringen nicht halten können…
TSCHAKA!!! 😉
REPLY:
puh danke dino….kriegst die 20 Euro morgen 😉