Ich habe mich diese Woche zum ersten Mal in die dunklen Bürogemäuer der Firma meines Exfreundes getraut. Wer das jetzt für ungewöhnlich hält, dem sei gesagt, dass ich ihm einen Schlüssel vorbeibringen musste. Also nicht irgendein Schlüssel, sondern den von seiner Firma. Hat er nämlich vegressen. Im Auto. Das Ei. Aber das nur nebenbei (Ha, ein ungeplanter Reim).
Ich stehe also vor der schweren Tür aus Stahl mit der dunkelblau-getönten Glasscheibe und drücke mir die Nase platt, weil ich sie nicht aufging. Ahh, eine Klingel zu meiner Rechten. Faszination Technik.
In der „Lobby“ des Webdesignerbüros befindet man sich ein einer Wabernden Suppe aus Testosterondünsten und schlechtem Einrichtungsgeschmack. So ist der komplette Raum abgedunkelt, keine Fenster. Alles ist entwerder aus Chrom oder schwarz oder ein Männerspielzeug. So tummeln sich zwischen erschreckend überlebensgroßen Metall-„Kunstwerken“ ein Kickertisch und eine Carrera-Bahn. Eine einsame Frau sitzt hinter dem Tresen und leitet mich die Treppe hinauf in das Büro der krativen Köpfe. Ich meinte einen Hauch von Depression in ihren Augen ausgemacht zu haben. Wen wunderts.
Nachdem ich mich gefreut hatte eine Frau zu sein und einen gewissen Sinn für stilvolle Einrichtung schon von Geburt an inne zu haben, stieg ich mit der Grazie einer Sophia Loren die Treppe empor und fand mich in einem Großraumbüro wieder, das gerade zu nach Testosteron stank. Hinter geschätzten 87.395 Rechnern saßen geschätzte 15 Männer vor grau-blau getünchten Wänden und lugten verschmitzt hinter ihren Monitoren vor. Ja, eine Frau betritt den Raum. Ein Wesen mit Brüsten und einem Unterus. Ich kam mir vor wie eine Milka-Kuh am Strand von Barbados. Ich möchte an dieser Stelle darauf hinweisen, dass ich keinerlei Ähnlichkeit mit einem Lilafarbenen Rindvieh habe, aber der Vergleich erschien mir passend. Zumal die Wand von dem Abbild einer Überlebensgroßen Kuh in erschreckend grellem Gelb entstellt wurde.
Zurück zu der jungen, dynamischen Belegschaft. Man pflegt gar sehr krativ zu sein und wichtig auszusehn hinter seinen Monitoren und statt zu arbeiten schaut man sich entweder die FHM-Girls an oder gibt seine Fußballwetten bei bekannten Online-Portalen ab. Es mag auch tatsächlich jemanden geben der etwas sinnvolles tut. So mein Exfreund, der etwas entrüstet und peinlich berührt dreinschaute als ich ihm seine Architekturzeitschrift und seinen Schlüssel vor die Nase hielt. Kichernde Jungs zu meiner Rechten. Kehlig lachender Chauvi-Chef auf einer Empore.
Flucht ins Freie. Tiiieeeef durchatmen und wohlfühlen.