Sonntagmorgens um vier Zeitungen auszutragen, klingt trauriger und nervtötender als es wirklich ist. Es kann Spaß machen eine Zeitung unters Volk zu bringen, die angesicht des abgelehnten EU-Reformvertrags und diverser Nöte auf der Welt lieber mit deutschen Spielerfrauen aufmacht.
Man muss es nur als Spiel begreifen, dann erträgt man die Angelegenheit gleich viel besser. Jeder Sonntag wird so zu einem kleinen Wettbewerb mit sich selbst. Ziel ist es, in weniger als einer Stunde jedem seine Zeitung frei Haus zu liefern. Man muss also versuchen, vor fünf wieder im Bett zu liegen, ohne jemanden zu vergessen. Abzüge gibts in der B-Note, wenn man das Auto abwürgt oder irgendwelches Kleinvieh überfährt.
Störfaktoren während der Tour sind:
- zu kleine Briefkästen, die nur auf einer Seite offen sind und man zwei Minuten vergeblich dranrumstochert.
- die noch ärmere Kreatur, die zur gleichen Zeit Supermarktheftchen austragen muss und damit die ohnehin schon zu kleinen Briefkästzen vollstopft.
- Nicht angezogenen Handbemse
- Hunde ohne Zeitgefühl, die morgens um halb fünf meinen, bellen zu müssen.
Man braucht viel Taktik. Welche Route ist am effektivsten – spart also Zeit und Weg? Wo kann ich bei einem Mal aussteigen gleich drei Zeitungen auf einmal mitnehmen? Jeder Sonntag startet also mit Frühsport für Geist und Körper. Zeitung schnappen, raus aus dem Wagen, Spint zum Briefkasten, zurück ins Auto. Weiter. Zeitung schnappen, raus aus dem Wagen… usw. 65 Mal.
Rekord von heute: 45 Minuten. Keinen vergessen. Einmal Auto in der Eile abgewürgt. Keiner ist gestorben.
Vier Wochen Vertretung sind endlich vorbei. Es war mir eine Ehre. Danke.
One comment
du bist ja wahnsinnig!
habe einmal einen tag deinen job nur eine stufe höher gemacht: habe die zeitungsbatzen von der druckerei abgeholt und zu den abwurfpunkten gebracht. bin nicht in allzu großer liebe zu dem job verfallen.