In den letzten 60 Minuten hatte ich das erste Mal in meinem Leben Angst. Nicht so eine generelle Angst vor der Zukunft, was aus mir wird. Ob überhaupt etwas aus mir wird, ob ich jemals den perfekten Mann finden werde. Auch nicht eine momentane Angt, die maximal zehn Sekunden währt. Wenn ich eine Spinne sehe zum Beispiel. Nein, es war eine ganz greifbare Angst: Adrenalinstöße, Gänsehaut, flachte Atmung.
Ich war beim Frisör. Lucilia, meine portugisische Stammschnibblerin, ist im Urlaub und man vertraute mein kostbares Haupt einer gewissen Heike an.
Sie fummelte in meinen (zugegeben) recht dürftig aussehenen langen, braunen Funzeln rum. Ohne sie anzufeuchten. Schnibbelte mal hier, mal dort. Kämmte hier einen Knoten raus, zupfte dort ein bisschen.
Ich bin keine Frisöse, habe auch keine Ahung von dem Handwerk (hab ja Abitur…ok der war böse) aber es kam mir irgendwie unprofessionell vor, was die Dame da veranstaltet hat. Wie ein Metzger, der eine Operation am offenen Herzen vornehmen soll. Oder ein Holzfäller, der einen Zahnstocher schnitzt. Oder wie ich als Telefonseelsorgerin, die einem Selbstmörder helfen soll. Es ist einfach nicht richtig.
Ich zitterte am ganzen Leib, kalte Schauer liefen mir den Rücken runter, als sie mir die Haare von den Schultern strich. Es hat nichts mit der Frau zutun. Es ist nur so, dass mir meine Haare sehr wichtig sind. Ich hab weder nennenswerte Brüste, noch einen akzeptablen Hintern. Warum gönnt mir Gott dann nicht mal eine gescheite Frisur.
Es wäre alles nicht so furchtbar. Haare wachsen ja wieder. Das wirklch ernüchternde war der erste Kommentar meiner Mutter: „Ach, ja das siehts chick aus. Richtig klassisch!“ Kein gutes Zeichen.