Nachdem im StudiVZ propagandaähnliche Zustände herrschten und bis dato harmlose Studenten zu skrupellosen Werbemaschinen umfunktioniert wurden, um die Zeit Leben an den Mann zu bringen, hatte ich eigentlich nicht vor mir die Zeitschrift näher anzuschauen. Was so dreiste Werbung bedarf, kann nicht unbedingt gut sein.

Wie es der Zufall so will (und der Zufall fährt immer Bahn), lag das Magazin auf dem Sitz neben mir, zerlesen wie der Spiegel in seinen besten Zeiten. Also doch mal reingeschaut. Zugegeben: Bin etwas zu jung um das Original-Magazin überhaupt schon mal gelesen zu haben (geschweige denn gut zu kennen). Aber das hier ist ein subjektiver Blog und Vergleiche mit der Vergangenheit sind ja eh fad. Dann schon lieber Vergleiche mit der Konkurrenz.

In die Zeit Leben sieht alles viel zu bekannt aus. Die Themen schon viel zu oft in den letzen Wochen irgendwo anders gelesen. Call-Center-Wahnsinn war Thema im Spiegel, über Meterosexuelle-Botox-Jungchen liest man sowieso alle paar Tage wenn man etwas über David Beckham wissen will und Leslie Feists neues Album ist langsam auch dank NEON und SZ durchgekaut (zugegeben: über ihre Schlafprobleme wusste ich noch nichts). Sogar der Rezeptetipp „Grillwürste vom Hering mit Radieschenjoghurt auf gedünsteten Gurkenstreifen“ passt viel zu gut in das Wellness-Spa-Konzept, die auf Seite xy im Süddeutsche Magazin schon seit Längerem seinen festen Platz hat. Type ist auch gleich. Sonnenbrillen für den Mann von Welt durfte man vor zwei Wochen schon in der Welt am Sonntag bestaunen. *gähn*

Scheint fast so als schöpften die „Kreativen“ der Zeit aus übervollen dem Nachrichtenrepertoire der bunten Medienlandschaft Deutschlands. Nicht verwerflich – eher Tagesgeschäft – aber leider langweilig so eine Woche nach allen anderen.

Wie der Kolumnist Harald Martenstein auf Seite 8 beklagte, sich immer kürzer fassen zu müssen. 2800 Zeichen für „eine Kolumne, die so geil ist, dass die läufigen Hunde die Zeit aus den Briefkästen stehlen.“ Nicht viel. Hätten sie dem guten Mann mal lieber ein paar Zeichen mehr gegeben, statt seitenweise alte Wäsche zu waschen.

Dazu noch eine etwas fundiertere Meinung