„Ja, schicken se mal rüber. Ich schaus mir mal an. Klingt ja spannend…“ Ende eines jeden Telefonats zwischen PR-Berater und Journalisten.
Ich hasse solche Gespräche. Der eine macht sich darauf hin Arbeit und der andere hat es in nullkommanix vergessen. Ja, ich hab sogar Angst vor solchen Gesprächen. Weil ich weiß, wer da am anderen Ende der Leitung sitzt und wie unbeliebt Anrufe von „Zecken“ – entschuldigung – PR-Menschen sind.
Nette Geschichte aus der Praxis: Ruft ein PRler in der Redaktion vom Handelsblatt an. Es ist 14 Uhr. Redakteur hebt ab und brüllt unvermittelt in den Hörer, was ihm den einfalle, hier genau jetzt anzurufen und ob er sich denn nicht denken könne, dass er sehr beschäftigt sei. Worauf hin sich der Kollege erstmal vorstellte, um dann nur noch dumpfes Tuten in der Leitung zu hören. Aufgelegt. Da erdreistet sich doch tatsächlich jemand, während den Bürozeiten anzurufen und will über etwas sprechen! Was fällt diesem Bastard nur ein!!
PR-Menschen, Pressetanten, Zecken, nennt uns wie ihr wollt. Man mag uns nicht. Wir sind quasi die Zeugen Jehova der Medienlandschaft: Wir klingeln ohne Vorwarnung und wollen über Gott sprechen. was macht man als jemand, dens absolut nicht interessiert und der seine Ruhe haben will? Richtig: lügen. „Bin gerade auf dem Sprung“, „Ihre Kollegen waren gestern schon da. Hab die Info also schon.“ oder „Lassen se mal alles da. Danke. Auf Wiedersehn.“ Journalisten reagieren genau so auf Pressetanten.
Nur: Die wenigsten PR-Menschen sprechen über Gott. Sie bieten ganz weltliche Themen an. Und sind auch bei weitem nicht so aufdringlich wie die Zeugen. Man magst nicht glauben, aber auch wir arbeiten den ganzen Tag und wollen nicht Stunden damit verbringen, grummlige Journalisten anzurufen. Wir bekommen auch keine Provision für jeden Redakteur, dem wir unsere Sache aufschwätzen. Wir wollen niemanden überzeugen. PR ist schlicht eine Dienstleistung. Wir geben einfach nur Impulse und Anregungen für neue Themen.
Ihr wisst schon: Themen. Diese Dinger, nach denen Journalisten jeden Tag händeringend suchen und ohne die sie dann meistens morgens in der Konferenz sitzen. Wir haben sie. Also nicht gleich auflegen und zwei Minuten zuhören. Es könnte sich lohnen.
4 comments
Hilft, wenn das Thema zur Veröffentlichung passt. Ehrlich.
Oder der Anrufende weiss, um was es wirklich geht.
Gibt was, dass sich Küchenzuruf nennt.
😐 *
*Jemand, der 12 Anrufe pro Tag hat,
von denen 11 Unfug sind.
Stöhrender Unfug.
Bist nämlich nicht die Einzige.
analog die facebook-diskussion dazu… http://www.facebook.com/Pisaei/posts/181086211945733
muss feststellen wie gezielt und arg gut unsere pressearbeit is. credo: so individuell und wenig nervig wie möglich. macht ne scheiß arbeit, aber lohnt sich.
Zitat: „PR ist schlicht eine Dienstleistung. Wir geben einfach nur Impulse und Anregungen für neue Themen.“
Für die Dienstleistung bezahlt aber die PR-Agentur (und indirekt deren Kunden) und nicht die Journalisten. Somit wird die Dienstleistung auch nicht für die Journalisten erbracht. Es ist davon auszugehen, dass die Dienstleistung im Interesse der PR-Agentur bzw. deren Kunden ist; deren Interessen decken sich jedoch mit denen der Journalisten und deren Arbeitgeber und Kunden nicht zwangsweise. Es ist ja eher so, dass die PR-Leute versuchen, die Journalisten dazu zu bewegen, ihnen bei der Erfüllung ihrer Aufgaben gratis behilflich zu sein.
Die Lieferung von Impulsen und Anregungen für neue Themen ist weniger hilfreich als gemeinhin angenommen, wenn nicht die zur Bearbeitung dieser neuen Themen erforderliche Zeit mitgeliefert wird…
gibt auch immer die möglichkeit „nein, danke“ zu sagen. klar, kann man nicht alles als journalist annehmen und bearbeiten.keiner zwingt irgendwem was auf. deshalb ja anregung und nicht überzeugungsarbeit. bei vielen fehlt aucheinfach die relevanz. deshalb ist zielgruppengerechte ansprache so wichtig.
also sollte es im idealfall sein.