Geht man durch die Gassen, befährt die großen Kreuzungen in den Städten oder steht an zugigen Bahnhöfen fällt einem eines speziell in den letzten Monaten besonders negativ auf: Es wird überall gebaut. Wo gestern noch der staubige Asphalt lag oder das Kopfsteinpflaster schmierig glänzte, klaffen heute tiefe Löcher, bieten Stolperfallen und sorgen für ein recht hässliches Bild. Das Stadtbild ist mit Kratern übersäht und durchfurcht wie das Gesicht einer Hundertjährigen. Ist das wirklich notwendig? ist unsere Welt so renovierungsbedürftig oder warum werden Tag für Tag neue Krater in die Landschaft gerissen? Vermessen und psychoanalytisch angepackt, könnte man vermuten, dass es der Menschheit garnicht um feinergekörnten Asphalt und moderne Bahnsteige geht (die alten tuns doch auch noch). Vielleicht sucht der Mensch einfach etwas, woran er rumwekeln kann, wenn die eigene Seele schon so durchfurcht ist, dass sich eine umfangreiche Sarnierung kaum noch lohnen würde. Eine Ersatzhandlung also, um irgendetwas zu reparieren, obwohl es woanders nötiger wäre.
Diese Baustelle ist bei vielen geschlossen, obwohl einiges zu baggern, auszukleiden und auszubessern wäre. Brach und zerfleischt liegt die menschliche Seele offen, wie die Wunden im Asphalt. Es regnet rein, der Kies bröckelt und so zieht sich eine Baustelle über Jahre hin. Selbst zusammenflicken können sich die Löcher im Asphalt wahrlich nicht. Das ist beim Menschen goo
gottseidank anders und man hat sherwohl die Möglichkeit jahrelange Wunden zu kitten. Es bleibt eine vernarbte Stelle, aber es regnet nicht mehr rein und man fühlt sich wieder ganz und vollständig.
Bleibt zu hoffen, dass sich die Krater durch Pfusch am Bau irgendwann wieder einstürzen und wieder jemand reinfällt und sich das Bein bricht.