Man sollte wirklich niemals – ich sage: NIEMALS!!!! – morgens total übermüdet und noch ganz und garnicht Herr seiner Sinne Zug fahren und gleichzeitig mit Menschen reden. Denn was eben noch ein schmuckes, kleines Zugabteil war, wird in sekundenschnelle zu einem riesengroßen Fettnapf gefüllt mit dem cremigsten und reinsten Fett, das die Metzgerzunft jemals hervorgebracht hat. Das Ganze dann leicht angewärmt, sodass man gemütlich ohne großen Widerstand seine Bahnen darin ziehen kann.

So trug es sich zu, dass ich zusammen mit Kevin*, einem ehemaligen Klassenkamerade, in den Zug einstieg, man sich ein kurzes „Hallo“ zunickte sagte und mich dann zwecks Konverationsunlust ans andere Ende des Abteils setzte. Dort traf ich dann Jaqueline*, die vermeindliche Freundin Kevins.
Rasch und hochintelligent kombiniert, konnten diese beiden ja nun garnicht mehr gemeinsam Tisch und Bett teilen, wenn sie sich in zwei völlig unterschiedliche Ecken des Abteils verkriechen und einander keines Blickes würdigen.

Kombinantion ist die eine Sache. Die Unterhaltung dann mit folgenden Worten zu beginnen ist weniger gut:
„Huch. Also bist du nicht mehr mit Kevin zusammen? Weil der sitzt ja da hinten. Hm ja aber kanns verstehn. So der Reißer war der ja nie. Hab mich eh gewundert, dass ihr überhaupt zusammen wart. Naja und sonst so?!

Aber erst die Antwort von Jaqueline mit entsprechendem Gesichtsausdruck, dass sie sehrwohl noch glücklich zusammen seien, macht das dann erst richtig doof.

Weitere 32 Minuten Zugfahrt.

* Namen von Redakteurin geändert