Melnik: km 1950
36 Hühnerherzen, braun gebrutzelt in ausgelassenem Fett, duftend nach verbranntem Fleisch und frischverkohltem Holz. Sie zucken noch. Zumindest sieht das nach diversen Gläsern südbulgarischem Rotwein so aus.
Und die muss ich jetzt essen? Klar! Lokale Spezialität! Okay. Ist ein bisschen so als würde man sich die Seelen von 36 Hühnern einverleiben. Knusprige Seelchen von winzigen gelbflauschigen Piepmätzen. 18 hab ich verputzt. Mit Wonne. Den Rest hat der Compagnon gefuttert. Und danach gab’s butterzartes Babyschaf, Leber und noch mehr Wein. Völlerei!
Aber das hammer uns verdient. Denn wir waren vorher Wandern zwischen und auf gigantischen Termitenhügeln. Beziehungsweise Sandpyramiden, die so ähnlich aussehen. Das ist Melnik, ein hübsches Örtchen im Süden Bulgariens, ganz nah an der Grenze zu Griechenland. Irgendwo in der Ortsmitte zweigt ein schmaler Weg ab und schwupps fühlt man sich wie Gulliver in Brobdingnag. Alles gigantisch groß, was eigentlich klein sein sollte. Gut zwei Stunden langsamen Fußes geht’s hoch auf die Spitze der Sandkegel. Das Tolle an Bergen: Von oben hat man meist eine schöne Aussicht – auf verschneiten griechischen Gipfel, auf sonnenbeschienen Auen und ein orthodoxes Kloster.
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Das ist Moos auf einem alten Weinfass, das in Melnik steht. Das hat nichts mit martialischen Essgewohnheiten zutun. Ich fand’s einfach schön.
Apropos Moos. Hab keins in Sofia entdeckt. Aber schön ist es dort auch. Ganz besonders die neue U-Bahn. Größer, opulenter und sauberer als alles, was ich bisher in deutschen Großstädten gesehen habe.
Und es gibt nichts Schöneres, als im Urlaub mit einem Bier auf dem Gipfel eines Bergs zu sitzen und zuzuschauen, wie sich in der Stadt am Fuße, die Menschen, klein und geschäftig wie Ameisen, mit ihrem Alltag abmühen.
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