Drei Tage im Kingsize-Bett. Drei Tage richtig duschen. Drei Tage verwöhnen lassen. Drei Tage Ruhe. Einmal Batterie auftanken, bevor der Trubel losgeht. Willkommen in Südostasien.

Kelapa Retreat/Bali, Kilometer: 0

Lauwarme Chlor-Pfützen in ausgelatschtem Beton ebnen den Weg zum Becken in der Schwimmhalle von Hokitika, Neuseeland, Westküste. Ich steige ins Wasser, in mein zwei Meter breites Abteil. Der Gummi der Schwimmbrille schneidet in die Kopfhaut. Ich tauche unter, ziehe vorbei an einer Herde alter Frauenbeine. Fahl stapfen sie im milchig-blauen Wasser. Morgengymnastik. Wie in einem langsamen Traum schwebe ich vorbei an dicken Bäuchen in dunklen Badeanzügen. Ich atme aus, Wasser rauscht in meinen Ohren. Ich atme ein, aus den Lautsprechern dudelt Pretty Woman. Rauschen, pretty woman, Rauschen, walking down the street, Rauschen, the kind I like to meet. David Lynch führt Regie.

Das Wasser verändert sich, die Beine verschwimmen. Rauschen, Stille, Rauschen, Meer, Rauschen, Meeresrauschen. Ich tauche auf. Ich bin allein im Pool. Türkisgrünes Wasser, Gras statt Beton, über mir Kokospalmen. Ich bin auf Bali, im Kelapa Retreat – dem Gegenteil von Hokitikas Schwimmhalle. Ich schwebe im Wasser und höre … nichts.

Hier beginnt meine Reise. Hier gönne ich mir ein letztes Mal Ruhe vor einer Rucksacktour durch Südostasien. Hier tanke ich genügend Stille für den Lärm in den nächsten Monaten. Nichts lenkt ab, keine Musik, nur Meeresrauschen. Wie auf Zehenspitzen schleichen Indonesier durch die Anlage, lächeln, und flüstern: „Everything okay, Miss Pia? Coffee, maybe?“ Ich werde gepampert, man passt auf mich auf.

Ich genieße meine Routine: Bahnen schwimmen am frühen Morgen, Yoga am Vormittag, Massage am Nachmittag, leichte Kost am Abend. Routinen sind wichtig, die pflegt man als Nomade viel zu selten. Drei Tage im Kingsize-Bett. Drei Tage richtig duschen. Drei Tage verwöhnen lassen. Drei Tage Ruhe. Einmal Batterie auftanken, bevor der Trubel losgeht.

Am Morgen meiner Abreise, schultre ich meinen Rucksack. Mein alter Gefährte passt wie angegossen. Ich werde an die nächste größere Straße gebracht. „Are you sure you want to take the local bus?“ Klar. Drei Tage lautloser Ausnahmezustand reichen. Jetzt pass ich wieder auf mich selbst auf. Jetzt wird es laut und dreckig. Selamat siang! Los geht’s!


Info

Kelapa ist Indonsisch für Kokosnuss. Kelapa Retreat, mitten in einem Wald von Kokospalmen, ist wie geschaffen für ein paar Tage Tiefenentspannung. Gordon Hild, ein Deutscher aus Lüneburg, hat das Boutique-Hotel 2010 gemeinsam mit seiner indonesischen Frau Ismayanti eröffnet – weit weg vom Massentourismus, für Gäste, die nicht nach Partyspots, sondern nach Ruhe suchen.

Das Areal erinnert an Reisterrassen, jede steinerne Suite ist ein eigenes Gebäude mit geflutetem Dach. Gordon hat jeden Winkel selbst designt. Gerade werden nebenan 26 weitere Suiten gebaut. Als Gast bekommt man davon nichts mit. Alles ruhig. Zielgruppe sind Pärchen von der Grünen bis zur Goldenen Hochzeit. Solo-Reisende sind natürlich auch willkommen, und – ganz ehrlich – ein riiieeesiges Bett nur für mich ganz alleine hat definitiv was.

www.kelaparetreat.com