In der Regel gehören Lesungen in den Hallen kleinstädtischer Bürgerhäuser, eher zu den langweiligeren Beschäftigungen an einem Samstag Abend. Zumal man auch noch alleine hingehen muss. Schließlich bekam man nur eine Karte von den Veranstaltern geschenkt und es fand sich auch sonst keiner, der 12,50 Euro für einen alten Mann, der aus seinem Leben erzählt, ausgeben wollte.
So sitzt man gelangweilt, aber immerhin schick mit Blazer, und Handtäschchen in mitten von seltsamen Leuten. Bandmitglieder, die den brühmten Gast (ja, ich nehms mal vorweg. Ihr lest es ja eh gleich) eingeladen haben und mächtig stolz darauf sind. Man lauscht Männern mittleren Alters, die über das pefekte Antlitz von Bill Kaulitz (Sänger einer Teenie-Band, über die ich an diesr Stelle nicht sprechen möchte) debattieren und Dinge von sich geben wie „Ja also dem seine Augen und das Näschen. Wie n Mädschn. So perfekt. Da muss ma net dran rumschnibbeln!“ Ich erspar mit jegliche Wertung, muss aber zugeben, dass ich mich darauf woanders hinsetzte.
Amüsant ist neben den homoerotischen Phantasien älterer Männer, kleine Jungs betreffend auch das Wiedersehen mit alten Bekannten. Sehr alten Bekannten, die man eigentlich schon gottseidank vergessen hatte. Man wird mit „Äh wow. Ja puh. Also laaaang nicht mehr gesehn. Du hast dich aber verändert!“ begrüßt. Fast genau so spaßig ist es Menschen aus dem allgegenwärtigen StudiVZ zufällig in Wirklichkeit zu treffen, die zuvor neckische Kommentare auf der Profilpinnwand hinterließen und nun auf einmal keinen Ton mehr rauskriegen, wenn man dann ganz in echt und leibhaftig vor ihnen steht.
Aber nun zu unserem Stargast. Kein Geringerer als Fritz Rau, einer der größten Konzertveranstalter diesseits des Atlantiks und auf du und du mit den größten Stars aus der Jazz-, Soul- und Rock-Szene. Muss zu meiner allgemeinen Schande gestehen, dass ich vorher noch nie etwas von dem alten Mann gehört habe und schäme mich auch ganz arg dafür. Trotzdem lauschte ich erquickt dem ereignisreichen Leben des alten Mannes, dessen Wellensittich 1969 in die Haare von Jimi Hendrix geflogen ist und dessen Brust von Marlene Dietrich einst mich Erkältungsbalsam eingerieben wurde.
Die Jazz-Einlagen von Jürgen Schwab an der Akustikgitarre gingen auch sehr gut ins Ohr. Ein sehr interessanter Abend.
Ein Gruß geht an dieser Stelle an Jazzfan Béla, dem der Vortrag wirklich gut gefallen hätte und Björn Schneider. Fritz war auch eine enger Vertrauter von Freddy Mercury.
Wer mehr wissen will, der lese bitte nach: Fritz Rau – 50 Jahre Backstage
One comment
uiuiui na hättest was gesagt….