Tagtäglich fahre ich mit der Bahn. Meistens will ich nicht, aber irgendwie muss man ja den Tag rumkriegen und da ist das beste Mittel stundenlang in Zügen durch Südhessen zu fahren oder an Bahnsteigen zu warten. Meist wird man dabei dann netterweise von den Durchsagen noch viel netterer Bahnbediensteten unterhalten, die – den Befehl der Obrigkeit und des Schicksals befolgend – brav durchsagen, dass die nächste Bahn wegen was auch immer 3 bis 45 Minuten Verspätung hat. Das soll uns aber nicht wundern, geschweige denn stören. Passiert ja jeden Tag.

Was allerdings wirklich wundert – und das möchte ich ganz ohne diskriminierenden Hintergedanken zu berichten wissen – ist, dass doch sehr viele fleißige Männer, die da hinter den Mirkofonen sitzen, scheinbar aus den neuen Bundesländern stammen. Der melodische Schwung und und das leicht nasale Schmankerl in der Stimme verraten mir der Gleichen.

Warum nur? Was bewegt ostdeutsche Männer dazu in Südhessen Zugverspätungen durchzusagen oder einem zu verbieten aus dem Fenster zu springen, wenn der Zug direkt vorm Campus hält, man aber weiß er wird gleich weiterfahren und erst in zwei Kilometern regulär halten?

Dem Osten gehen bekanntlich die Frauen aus. Ist das ein verzweifelter Versuch der einsamen Männer durch die Lande zu ziehen und ihre verlorenen Frauen zurückzuholen? Karriere bei der Bahn als Garant für die Liebe?
Oder sind die Sachsen oder Thüringer ganz verrückt danach in Mikrofone zu sprechen und nur ihr Akzent hält sie von der großen Radiomoderatoren-Karriere ab?

Würde mich wirklich interessieren…

* habe mich bemüht, politisch korrekte Synonyme für „Bürger aus den neuen Bundesländern“ zu finden. Das wurde mir angeboten: „freundlicher typ von drüben“, „der mit dem Trabi“, „die Mauerziege“ – schien mir alles irgendwie unpassend.