Im März stand Medienökonomie-Selbstmarketing auf dem Seminarplan. Was das ist, konnte ich keiner so recht vorstellen, also schob man sich gemütlich in die zweite Seminargruppe, um möglichst spät in den Genuss weiterer öden Unterrichtsblöcke zu kommen.

Vor zwei Wochen hat das Blockseminar begonnen. Bei IHR. Zugegebenermaßen totz der neongelben Röhrenjeans eine – (entschuldigung) für Ende 40 – sehr attraktive Erscheinung. Das sag ich als Frau, die grundsätzlich mal gegen alles Arwohn hegt, das keine drei Augen und einen Buckel hat.

Nun ja, was haben wir bisher gelernt:
Dank dem Test wissen wir jetzt, dass wir entweder stinkfaul sind, kein Selbstbewusstsein haben oder auf das Geld weitestgehend pfeifen. (Bei mir zweiteres und letzteres) Will man aber erfolgreicher Journalist werden, mit Ellenbogen und Kampfgeist, sollte man sich schleunigst am Riemen reißen, quasi aus dem Quark kommen, und genau die Misstände beseitigen, die einen von Karriere und Prestige abhalten.

Heißt für mich: Der Umwelt vermitteln, dass ich die fu*** beste Journalistin bin, die sich ein Chefredakteur wünschen kann und ich es gewiss nicht nötig habe ausgerechnet bei ihm anzuheuern. Aber bin ja gerade in der Stadt und habe nach der Shoppingtour bei Armani, Jil Sander und wie sie nicht alle heißen, sowieso nichts besseres zutun. Füße schmerzen auch, also mal hinsetzten. Warum dann nicht in der Chefetage der Zeit-Redaktion, oder so. Außerdem ist meine Arbeit Gold wert und genau so soll sie auch bezahlt werden. Das mit der Disziplin klappt schon. Morgen früh liegt dann die Reportage gebügelt und mit Glanzlack besprüht in ihrer Mailbox.

Soweit die Theorie. Entwas ernüchternd wird das, wenn das eine Person erzählt, die im Elitecamp des deutschen Journalismus lernen durfte und seit dem für alles schreibt, was in Deutschland auch der ungebildeteste Proletarier kennt. Der muss sich ja im Kiosk auch mal Kippen und Schnaps kaufen und die Augen bleiben dann nicht nur auf der Blitz Illu im Zeitschriftenregal hängen (trotz der Brüste).

Das Ganze ernüchtert etwas. Ok zugegeben ich bin noch nicht Ende 40. Ich bin noch nicht mal exakt Mitte 20. Also quasi noch Zeit, um die Welt mit meinen Texten zu unterjochen und dafür Preise, Ruhm und Ehre einzuheimsen. Aber die Zeit rennt. Weiß nicht warum. Aber die berufliche Torschlusspanik setzt ein. (Von der Zwischenmenschlichen ganz zu schweigen, aber das ist mal ausnahmsweise nicht das Thema)

Heute wieder Selbstmarketing. Vier Stunden lang feststellen, dass man irgendwie seit dem letzten Mal nicht viel an Selbtbewusstsein hinzugewonnen hat. Aber is ja auch erst Mittwoch und morgen is Feiertag.