Ich hatte schon mehr Gelegenheitsjobs als richtige Arbeit. An Karneval hab ich als Lara Croft verkleidet auf dem Tresen während der übelsten Halli-Galli-Drecksau-Party einen auf Coyote Ugly gemacht. Ich habe einen Monat lang in 12-Stunden-Schichten fauliges Obst von Fließbändern sortiert. Um meinen Führerschein zu finanzieren, habe ich sechs Wochen lang Schweineköpfe in Hälften gesägt und Würste auf Räucherwagen gehängt. Jahrelang habe ich Schülern meine Englisch- und Deutschkenntnisse nähergebracht. (Besser wurden sie durch mich nicht. Deshalb hatte ich auch dauernd neue, aber das ist eine andere Geschichte) Ich lasse so ziemlich nichts aus, um irgendwie meinen dekadenten Lebensstil zu finanzieren, der hauptsächlich aus dem Genuss von unendlich furchtbaren Mensa-Essen und Bier besteht. Ja ok, gebs zu: Ganz manchmal kauf ich mir auch was zum Anziehen. Ein bisschen Mädchen darf man ja auch noch sein.

Jetzt bin ich eine neue Sprosse auf der immer steiler werdenden Karriereleiter empor geklettert: Ich bin Parkraumerheber. Das klingt jetzt so als sei ich Super Woman und würde gigantische Parkräume hochheben. Ganz so spektakulär ist es dann doch nicht. Kraftraubend allerdings schon.
Bei durchschnittlich drei Grad Celsius laufe ich acht Stunden lang um einen Wohnblock in Neu-Isenburg (ist garnicht so schön dort, wie man vielleicht glauben mag) und schreibe auf, wer denn da so parkt, wer wegfährt und wer sich auf den freigewordenen Platz stellt. Das ist stupide und mühsam, weil man die Finger nach einer gewissen Zeit nicht mehr bewegen kann. Was doof ist, da zu den Hauptqualifikationen die richtige Bedienung eines Bleistifts gehört (neben funktionierenden Beinen).

Abgesehen davon tritt ein naheliegendes Alltagsproblem auf: Wo zum Teufel verschafft man sich Erleichterung in einem Wohngebiet, in dem vor zwölf weder ein Kiosk, noch eine Kneipe offen hat??
Wie gut, dass auf meiner Route eine Grundschule liegt und noch viel besser, dass ich eine Frau bin. Ein Mann, der den ganzen Tag um eingepferchte kleine Kinder rumschleicht und dann in einem unbemerkten Moment ins Gebäude huscht, wäre ruck zuck festgenommen oder vom wütenden Mob gelyncht worden. Ich hingegen schlendere durch den Werkraum, wo die Kinderchen fröhlich mit Knete und Wasserfarben rummatschen und lass mir die Räumlichkeiten zeigen.
Und was muss ich feststellen: Auf der Toilette der Grundschule riechts nach Zigaretten!!! Rauchen die Kleinen heimlich auf dem Klo, während sie Schminktipps austauschen und sich die Bettgeschichten der letzten Nacht erzählen?? Ich hoff doch nicht! Bin schockiert! Was ist denn da los???

Auf der Straße liegt ab zehn Uhr der Müll, vor den Hauseingängen lungern zwielichtige Gestalten rum – die mit Gehwagen und Toupets. Keine schöne Gegend. Wird Zeit, dass ich in meinem Block mal für Ordnung sorge. Am Samstag folgt die nächste Schicht. Diesmal sind für morgens -7 Grad gemeldet. So unsexy es ist, aber ich glaube ich werde eine lange Unterhose anziehn müssen, bevor sich die Beine auch noch verabschieden. Die haben heute schon schwer gelitten.

Das meint mein Kommilitone, Kollege und Lieblings-Italiener Dino dazu.