Die Zunft der Fußmatten-Drucker ist sehr perwoll-mäßig. Ziemlich weichgespült und ganz kuschlig. Habe für ein befreundetes Pärchen eine individuelle Fußmatte in einem extra dafür zuständigen Online-Shop geordert. Also ein selbst entworfenes Logo nebst Spruch, gedruckt auf einem halben Quadratmeter Velours-Teppich. Hielt das für eine gute Idee, so zur Wohnungseinweihung. Wars auch. Aber wie dem auch sei.Plötzlich hieß man mich in der „Welt der Dreckstückchen“ willkommen und es wurde eine „Fußmatten-Geburt“ vorbereitet. Überweisungen hießen nicht einfach so, sondern „Übermittlung des Dreckstückchen-Betrages“. Überall grinsen mich Smileys nach den Satzzeichen an. Mit „kuschlige Grüßen von der Fußmatte“ schlossen die Mails meist. Auf dem Paket war eine Blume gemalt und auf einer liebevoll ausgedruckten Rechnung stand: „Behandeln sie Ihr Dreckstückchen mit Liebe und kuscheln Sie viel mit ihm.“Da sitzt man zurecht etwas verdattert vor dem Laptop und schüttelt den Kopf über so viel Zucker-in-den-Arsch-Bläserei. Hat was von Sesamstraße oder Muppet-Show. Stell mir am anderen Ende der Leitung eine sprechende Fußmatte vor, die debil grinsend und hoffnungslos natur-stoned Nettigkeiten in die Tasten haut. Nach Feierabend rutschen die aufeklebte Mundwinkel nach unten und sie bestellt sich in der Eckkneipe einen doppelten Whiskey und jammert über ihr trauriges Leben. Ja, so ist das meistens. Tagsüber eine wahre Frohnatur, im Job immer gewissenhaft und kacke-happy aber das wahre Ich zeigt sich erst Nachts, wenn keiner mehr zuschaut. Die verfilzten Mattenflusen, der abgewetzte Aufdruck. Fußmatten-Burnout. Keiner kann immer so freundlich sein, ohne sich selbst damit kaputt zu machen.Morgen schreib ich ihm zurück und frag mal, ob er reden will…