Wirklich seltsam hier in Israel sind die Busfahrten. Meist fahren ein bis zwei Dutzend junge Soldaten in ihren olivgruenen Uniformen mit. Quer durchs Land zu jeder Tageszeit: Von Nord nach Sued, Ost nach West und umgedreht. Frag mich, ob die ueberhaut irgendetwas anderes tun als Busfahren.
Muessen die nicht ihr Land vor Iranischen Sprengkoepfen schuetzen oder zumindest die Soldaten der Nachbarstaaten boese anschauen?! Das ist immerhin merkwuerdig. Ganz furchtbar ist die Gewissheit, dass da gerade nicht einfach nur rund 25 Soldaten im gleichen Bus sitzen. Mit ihnen fahren auch 25 verdammte Maschinengewehre mit! Jeder von den Milchbubis und Maedels traegt eines und zwar nicht sicher verstaut in einem Kasten. Nein, die baumelt betriebsbereit ganz laessig ueber der Schulter. Einmal entsichern und Pow! Ich finde, dass keiner, der sich nicht taeglich rasieren muss, ein solches Geraet mit sich rumtragen sollte. Frauen schon gleich gar nicht. Nennt mich antifeministisch, aber HELL YES auf solche einen „Spass“ kann ich sehr gut verzichten. Man muss den Maennern ja nicht jeden Mist nachmachen.
„Wir haetten so viel Spass gehabt!“
Apropos Spass: Den haben die Israelis scheinbar sehr mit ihrem Krieg. Habe mich mit Oren unterhalten. Der ist eigentlich US-Amerikaner und ist nach Israel ausgewandert, weil ihm das Leben hier einfach mehr liegt als das in seiner Heimat. 2006 war er gerade ein Jahr hier als der Libanon-Krieg ausbrach. Anstatt das Angebot seines Vaters fuer ein Flugticket anzunehmen und einfach wieder nach Hause zu fliegen, ist er der israelischen Armee beigetreten und hat fuer „sein“ Land gekaempft. Voellig freiwillig und er fand die Zeit super. „Im Krieg ruecken die Leute enger zusammen“, sagt er. Man helfe sich mehr, das Wir-Gefuehl sei viel staerker. Und ausserdem sei der Krieg gegen die Nachbarn im Norde noetig gewesen. „Endlich hatten wir einen Grund, ihnen [den Libanesen] die richtige Antwort zu geben.“ Ich weiss nicht, ob aus diesen Aussagen eher der Neu-Israeli oder eher der Alt-US-Amerikaner spricht… gibt sich vermutlich nicht so viel. Seine israelische Frau hat natuerlich auch als Soldatin gedient. Was sie sagte, kam wirklich von Herzen, vorgetragen mit einem breiten Laecheln: „Wenn ich noch in der Armee gewesen waere als der Krieg ausgebrochen ist, wow… wir haetten so viel mehr Spass gehabt!“
Uhm ja… Ich hab mich selbst nie als einen Pazifisten gesehen. Jedenfalls hab ich bislang noch nie wirklich darueber nachgedacht. Aber ja, nach einer knappen Woche Israel kann ich sagen: Oh ja. Ich find Krieg und Soldaten so richtig ueberfluessig und staendigen Kriegszustand ziemlich beaengstigend. Nicht mein Ding. Aber hier scheint es zu funktionieren. Beunruhigt ist hier wirklich niemand. Alles locker.
One comment
Glänzend geschrieben, liebe Pia, und ein lesenswerter Beleg dafür, wie unterschiedlich doch der Alltag in unterschiedlichen Regionen der Erde sein kann…