Im Rahmen des Projektes mit der Deutschen Welle haben wir den Film War Photographer gesehen. Ein Portrait über die Arbeit des Kriegsphotographen James Nachtwey, der ambinioniert und zweifelsohne mit Passion atemberaubende Fotos von den schrecklichsten Kriegsschauplätzen der Welt macht. Mit einer solchen Pietät und Professionalität, dass man stark ins Grübeln kommt, was diesen Job, des Journalisten am Puls des Geschehens, wirklich ausmacht.
Und so kam auch ins Nachdenken. Darüber was aus mir denn mal so wird, wenn ich mein Journalismusstudium abgeschlossen habe. Ob ich mit meinen Texten irgendwann ebenso die Welt aus den Angeln heben und mit dieser Arbeit auch mal Zeichen setzten und Spuren hinterlassen werde.
Ich sehe mein Leben und meine Zukunft immoment noch sehr nebulös vor mir. Noch bin ich weder wirklich erwachsen und lege kein wirkliches Herzblut in die ganze Angelegenheit. Bin ich wirklich talentiert genug? Wird man sehn.
Interessiere ich mich für die wirklich wichtigen Belange? Sicher nicht. Wer jeden morgen aufsteht und als erstes auf die Waage steigt, interessiert sich in erster Linie für sich selbst und das ist beim Anstreben eines Berufs, der Mut zur Verantwortung anderen gegenüber, Leiderschaft und eine große Wissensbegierde vorraussetzt, gewiss nicht von Vorteil.
Immoment hängt das Leben noch irgendwo zwischen Indiko von Kürthy-Taschenroman und einer Soap der gehobeneren Klasse (wenn so etwas überhaupt gibt). Leider auch nicht mehr. Die Relevanz fehlt.
Wie gern würde ich gerne irgendwann die Welt verändern. Jetzt wäre die beste Gelegenheit damit anzufangen. Habe immerhin schon aufgehört die BILD zu lesen und lass den Fernseher immer öfter einfach aus. Ein Abo der Süddeutschen beginnt kommende Woche und die Waage werde ich auch wegwerfen. Vielleicht schaffe ich es auch irgendwann mich den wirklich großen und wichtigen Belangen zu widmen. Nachtwey hat schließlich auch „erst“ mit Anfang 20 angefangen seine Karriere zu planen. Und ab Sommer fang ich endlich richtig an.
Ich möchte diesen Schreibschwall mit einem Zitat des Photographen beschließen: „We should be concerned about more than ourselves.“
4 comments
Das ist ja recht löblich – aber bsit du sicher, das das nicht nur eine grille ist?
Ich glaube einfach, deine Ziele sind zu hoch gesteckt und schlicht und einfach nicht zu verwirklichen. Ob jemand nun US-Präsident, Nobelpreisträger, Starreporter oder sonst was wird, eine Welt mit 6 Milliarden Menschen läßt sich kaum noch nachhaltig verändern – nicht mal mit Team.
Behalte die Waage und rette die Welt, wenn sie Dich ruft. Mit Gelassenheit erreichst Du mehr als mit Übereifer.
REPLY:
ich glaube nicht, dass man den anspruch haben sollte, die welt zu verändern oder einen präsidenten zu stürzen (das wird nur von spiegel-redakteuren verlangt). selbst woodward hatte das nicht vor. soweit ist weiß, ist er mehr in die watergate-story reingerutscht. daher zählt einfach nur der eigene charakter.
wenn es kribbelt, wenn man ein halbwegs brisantes thema angreift, wenn man freude daran hat, leuten auch mal auf die füße zu treten, wenn man bereit ist, sein thema säbelschwingend zu verteidigen und man bereit ist, jemanden, der einem mal einen dienst erwiesen und dafür einfluss auf die eigene arbeit nehmen möchte, (trotz konsequenzen) abzuservieren, dann ist man auf einem guten weg, ein ehrenhafter journalist zu werden.
ps: mehr oder weniger, habe ich mein journalistisches selbstverständnis (und mein berufsziel) erst vor drei monaten gewonnen (mit 26) gewonnen. das war übrigens bei sueddeutsche.de. meines erachtens der beste laden, wo ojs hospitieren können.
das ist auch bei euch dritties der entscheidenste punkt. die wahl eurer hospitanz. wenn du es dir irgendwie leisten kannst, geh fürs bps nicht zu t-online, sondern zu dem laden, der dich am meisten reizt – und wenn es die washington post ist.