Nie im Leben wäre ich früher an einem Samstagnachmittag bei Dauerregen und elf Grad vor die Tür gegangen. Nicht, wenn im Fernsehen Pharao-Dokus kommen. Und schon gar nicht, um einen Halbmarathon zu laufen. Wie sich die Zeiten ändern. Seitdem ich am geografischen wie auch emotionalen Arsch der Welt wohne, braucht’s Endorphine. Habe einiges ausprobiert, das den Ausstoß von Glückshormonen begünstigt. Sport hat sich da als das Praktikabelste erwiesen – der läuft einem wenigstens nicht davon (Wortspiel anyone?!).

Am vergangenen Samstag war es nun so weit. Ich bin 21,1 km gelaufen – am Stück. Saukalt war’s. Und nass. Und rutschig. Aber egal. Dank unserem Lauftrainer Alex, der mit Tröte und guter Laune dafür gesorgt hat, dass wir nicht zu schnell, sondern lebend ins Ziel kommen, war auch alles recht entspannt. 2:22:04 Stunden habe ich gebraucht. Das sind im Schnitt 6,7 8,91 Stundenkilometer sagt der Taschenrechner eine Website, die dummen Menschen hilft, so etwas auszurechnen. Nicht schlecht, fürs erste Mal, zumal ich mein angepeiltes Ziel von zweieinhalb Stunden um acht Minuten unterboten habe.

Zwischendurch hatte ich allerdings doch ein bisschen Sorge. Nicht um mich, sondern um Werner. Werner ist Baujahr ’33. Habe ihm bei Kilometer drei kurz Gesellschaft geleistet und mir neben seinem starkem Schnaufen auch seine detaillierten Berichte über die drei Lungenembolien, unter denen er im vergangenen Jahr gelitten hat, angehört. In solchen Momenten weiß man nicht so recht, was man tun soll: Langsamer werden und das Rennen mit ihm zu Ende laufen? Oder zumindest bis zur nächsten Rotkreuz-Station? Oder schneller werden und sich denken, dass der das schon machen wird? Ehrgeiz siegt vor Gutmenschentum. Aber das war aber auch voll okay. Werner ist gesund und munter nur 17 Minuten nach mir ins Ziel gekommen.

Ich für mein Teil bin den Umständen entsprechend g’schmeidisch – wie wir Hessen sagen – auf einem Matschbett ins Ziel gespurtet. Man muss hier dazu sagen, dass sich der Matsch nicht außerhalb von, sondern in meinen Schuhen befunden hat. Begrenzt angenehm. Wie auch immer. Mir ging’s danach um einiges besser als im vergangenen Jahr nach nur 10 Kilometern. Muss am Wetter gelegen haben.

P.S.: Hanno hat kurze Zeit nach mir, gewohnt attraktiv, die Ziellinie überquert.