Was dem Deutschen sein Sonntagsbraten ist dem Tongaer sein Liu – traditionell zubereitet im Erdofen Umu. Soooo lecker und garantiert frei von Gluten.

Drei Wochen habe ich auf Atetas Farm in Veitongo gewohnt und mich um Hühner und Ziegen gekümmert. Als Entlohnung gab‘s ein Dach über dem Kopf und jeden Tag viel gutes Essen.

Ganz besonders habe ich mich auf die Sonntage gefreut. Sonntag ist nämlich Liu-Tag. Ob Huhn, Rind, Schwein, Fisch, oder Lamm, in Tonga schlägt man jede Sorte Fleisch in die Taro-Blätter ein und gart es im Erdofen butterzart mit Kokosmilch, Zwiebeln, Tomaten und Kräutern . Und die ganze Familie hilft mit, den „Tongaer Sonntagsbraten“ zuzubereiten. Mama Ateta hat auch mich ans Schneidebrett gelassen:

Zunächst das Fleisch würfeln, und auf jeden Fall Knochen, Fett und Haut dranlassen. Schmeckt einfach besser. Tomaten, Zwiebel, Knoblauch, Chilischoten und frische Kräuter grob hacken und mischen.

Alles auf dem Brett fein hacken ...

Die Taro-Blätter, die nach dem Pflücken Liu genannt werden, auf Alufolie ausbreiten. Taro dürfte in Deutschland eher schwer zu bekommen sein. Alternativ geht’s auch mit Mangold- oder Spinatblättern. In jedem Fall aufpassen, dass das Blätter-Bett keine Löcher hat. Das muss schließlich eine Menge Kokosnuss-Milch halten. 

... ein Bett aus Liu bereiten ...

Die wird natürlich frisch gemacht – nix hier mit aus der Dose. Die Nuss mit einer Machete aufschlagen, das Fleisch herauskratzen, mit heißem Wasser aufgießen und die Kokosraspel im Kokusstroh, dem Pulu, kräftig auswringen.

... und eine Kokosnuss melken.

Je eine Handvoll Fleisch und Gemüse in die Mitte der Liu setzen, die Blätter zu einem Beutel zusammenraffen und die Kokosmilch hineinfüllen. Den Beutel vorsichtig verschließen und fest in Alufolie einschlagen.

Fleisch und Gemüse rein ...

... Kokosmilch drüber. (aber ja nix verläppern!) ...

Draußen rauchen schon die Kokosnussschalen im Umu und die Steine glühen. Die Liu-Pakete werden auf die Glut geschichtet. Sind alle im Feuer, wird der Ofen luftdicht verschlossen.

... und ab damit ins Feuer.

Zwei Stunden später sind die Liu fertig. Dazu schmecken geschmorter Maniok, Yamswurzeln, Kochbananen oder Süßkartoffeln. Als Erfrischung gibt’s einen Drink aus pürierter Wassermelone und Kokosrapseln. Guten Appetit.

Es ist angerichtet. Gudn! :)

Reisen bedeutet, fremde Eindrücke mitzunehmen und eigene Traditionen weiterzugeben. Ich habe von Mama Ateta gelernt, wie man Liu im Umu zubereitet. Dafür weiß sie jetzt, wie man guten Deutschen Kartoffelbrei macht, Frankfurter „Grie Soß“ anrührt, Odenwälder Kräuterfisch in Folie schmort und Pfälzer Zwiebelkuchen backt.

Mama Ateta in Action.

Damit sie das nicht vergisst, hab ich meine Rezepte in einem kleinen Kochbuch für sie festgehalten.

Und ja, ich hatte viel Zeit und Muße hier in Tonga. 🙂