Sicherheit gibt mir irgendwie nichts. Ich tu lieber Dinge, die unbedacht sind. Straßen bei Rot überqueren, zum Beispiel. Oder Jobs kündigen, wenn noch kein anderer in Aussicht steht. Privat fahre ich mit Leidenschaft durch Landstriche, in die andere noch nicht mal auf der Bahre getragen werden wollen. Durch vermintes Gebiet, vorbei an Schießereien oder bald durch Gegenden mit aktiver Organmafia und Wölfen, die ähnlich drauf sind.

Dabei geht’s mir gar nicht um die Gefahr. Mir ist es auch lieber, nicht in die Luft zu fliegen oder geschlachtet zu werden. Ich mag einfach den Gedanken, in Bewegung zu bleiben. Stillstand hab ich im Alltag genug. Deshalb buche ich bei Reisen grundsätzlich nur One-Way-Flüge. Entweder hin oder zurück. Nie beides. Das zwingt mich zum Wandern. Und dabei kommt man nun mal auch an dunklen Ecken vorbei.

In Kirkegaard in Sizilien heißt es: „Das erste Erlebnis einer Reise ist die rätselhafte Ausdehnung der Möglichkeiten nicht nur in die Richtung, in die man reist, sondern in alle Richtungen …“. Genau darauf freue ich mich, wenn ich am 31. März in Zagreb aus dem Zug steige. So viele Möglichkeiten, so viele Richtungen, die ich einschlagen kann.

Ich weiß nur, dass mich drei Wochen später ein Flugzeug von Kiew aus wieder nach Hause bringt. In Sofia, Siebenbürgen und Moldawien erwarten mich Freunde, in Odessa meine Vergangenheit. Alles dazwischen ist offen.

„… und es bedarf besonderer Geistesgegenwart, um in der plötzlich um ein Vielfaches angewachsenen Welt nicht seine Sicherheit zu verlieren“, heißt es weiter bei Béla Hamvas. Habe da keine Bedenken. In keinem Moment fühle ich mich sicherer als während meiner Reisen.

 


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